Lautern-Gladbach: Nach Punkten meisterlich
46 Zähler nach 22 Spieltagen — so stark war Gladbach selbst in den fünf Meisterjahren nicht. Und hat doch Sorgen.
Kaiserslautern. Sie ahnten nicht, wie historisch dieses 2:1 (2:0) auf dem Betzenberg war. Es war mehr aus der Arbeit als aus schönem Spiel geboren. Ob Marco Reus, Igor de Camargo oder Geburtstagskind Roman Neustädter (24) — das Gladbacher Trio erklärte wortreich in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions, warum dieser Erfolg so schwer erkämpft sei, die Mannschaft damit einen weiteren Schritt in der Entwicklung genommen habe, oder es einfach nicht möglich gewesen sei, unser Spiel über 90 Minuten durchzusetzen.
Trotzdem. 46 Punkte nach 22 Ligaspielen ist die Bestmarke in allen Bundesligajahren. Besser sogar als in den fünf Meisterschafts—Spielzeiten — ob 1969/70 beim ersten Titelgewinn mit 45 Punkten, oder in den vier weiteren Meistersaisons 70/71, 74/75, 75/76 oder 76/77 — da waren es jeweils 44 Punkte.
Dass gerade dieser Rekord mit einem spröden Arbeitssieg erkämpft, statt wie zuletzt oft mit begeisterndem Offensivfußball errungen wurde, ist ein wegweisendes Zeichen. Wer solche Spiele gewinnt, hat im Titelkampf die Qualität, bis zum Ende als ernstzunehmender Konkurrent angesehen zu werden. Durch Bayerns 0:0 in Freiburg rückt Gladbach sogar auf Rang zwei vor. Und scheint trotz saisonübergreifender Bilanz von 66 Punkten in 34 Spielen unter Trainer Lucien Favre vor nicht einfachen Wochen zu stehen.
Patrick Herrmann, der nach genialem Zuspiel von Igor de Camargo, die Führung (9.) erzielt hatte, fällt acht Wochen aus. Am Sonntag wurde der Außenstürmer in Düren operiert — am Schlüsselbein, das er sich nach einem Zweikampf (35.) mit Florian Dick gebrochen hatte.
Herrmanns Ausfall beeinträchtigte Gladbaches Spiel nachhaltig. Die Sicherheit im Aufbauspiel litt, in der Offensive fehlte es an Effizienz. Der eingewechselte Matthew Leckie wirkte wie ein Fremdkörper bei den Gladbachern, die mit dem Polster des zweiten Tores, erzielt von Juan Arango (15.) mit einem herrlichen Außenrist-Schlenzer, über einen beruhigenden Vorsprung verfügten.
Mit Leon Jessens Sonntagsschuss zum Anschlusstor (63.) geriet die Begegnung dann zum Kampfspiel, in dem Gladbachs Dante der Turm in der Schlacht war. So solide er seinen Job verrichtete, so überrascht reagierte er auf Berichte, er sei sich mit den Bayern einig über einen Wechsel am Saisonende. „Da wissen die Leute mehr als ich. Wichtig für mich ist, meine Leistung auf dem Platz zu zeigen. Alles andere interessiert mich nicht“, sagte Dante.
Ein klares Bekenntnis zum Verbleib in Gladbach legte er aber nicht ab. „Wir müssen nach der Saison schauen, wo wir stehen und was wir machen können. Letzte Saison hieß es, Dante geht, und ich bin immer noch hier. Es bringt nichts, zu viel zu reden.“ Stimmt, siegen bereitet mehr Spaß.