Lokalmatadoren fahren hinterher

Die Möwe- Fahrer sind im 63. Straßen-Rennen in Lürrip ohne Chance.

Lürrip. Kurz vor Beginn des Hauptteils im Rahmen des 63. Straßen-Radrennens für Amateure in Lürrip machte sich bei den Organisatoren kurz Nervosität breit. Wo war Nils Schumacher?

Der Gewinner des C-Klasserennens aus dem Vorjahr und einer von drei Lokalmatadoren, die für die diesjährige Auflage gemeldet hatten, kam der mehrmaligen Bitte des Rennsprechers, sich den Zuschauern im Start-Ziel-Bereich an der Volksbadstraße kenntlich zu machen, nicht nach.

Als einer der letzten Fahrer reihte sich der Mann vom RV Möwe erst wenige Sekunden vor dem Startschuss in das rund 150-köpfige Feld in der ersten Reihe ein. So weit vorne sah man Schumacher am Ende des 72 Kilometer langen Rennens der gemischten C- und B-Klasse dann leider nicht mehr.

Wie auch seine Vereinskollegen Jan-Niklas Jünger und Fabian Kruschewski musste der Vorjahressieger im Zielsprint anderen den Vortritt lassen. Den Sieg in Lürrip sicherte sich Jörn Breckwoldt aus Gütersloh. Ebenfalls auf dem Siegerpodest landeten der zweitplatzierte Bastian Dick (Pulheim) und der talentierte Stefan Schneider (Köln).

Der Plan der drei Möwe-Fahrer, mindestens einen aus dem Trio in die Platzierungsränge zu bringen, scheiterte. „Ich denke, wir hätten heute das Zeug dazu gehabt, auf das Podest vorzufahren“, meinte Jan-Niklas Jünger.

Der Lokalmatador opferte sich zwei Runden vor Schluss auf und fuhr die Lücke, für die eine Ausreißergruppe gesorgt hatte, für seine Mannschaftskollegen wieder zu. Doch im entscheidenden Moment fehlten insbesondere bei Nils Schumacher die letzten Körner. „Ich bin hier leider erkältet an den Start gegangen.

Gemessen daran bin ich mit meiner Leistung noch zufrieden“, so das Mönchengladbacher Eigengewächs. Die rund 1000 Zuschauer entlang des 1800 Meter langen Rundkurses sahen nicht nur ein sehr schnelles Hauptrennen. Auch die im Schnitt über 40 Jahre alten Senioren traten in ihrem Rennen kräftig in die Pedale.

„Das Tempo bei den Senioren war extrem hoch“, war selbst Möwes Fachwart für Rennsport, Robert Schumann, angetan. Überhaupt fand der schnelle Kurs mit nur wenigen Kurven bei den Aktiven großen Zuspruch.

„Ich denke, solange wir eigene Fahrer stellen und auch die Unterstützung unserer Mitglieder haben, werden wir hier in den nächsten Jahren noch einige Rennen sehen“, sagt Schumann. Sorgen bereitet dem Trainer die Zukunft dennoch. Denn im Kinderbereich hat Möwe wie auch andere Vereine massive Probleme, neue Mitglieder zu gewinnen.

Ein Grund dafür ist der schlechte Ruf, den die Sportart bedingt durch einige Skandale genießt. „Der ganze Radsport wird nur noch auf das Thema Doping reduziert“, klagt Schumann. Ein anderer Grund für fehlenden Nachwuchs ist der Idealismus, den man als Amateurfahrer zeigen muss.

„Fahrer wie Nils Schumacher helfen vor und nach dem Rennen auch beim Auf- und Abbau“, erklärt Schumann. Dass der Tritt in die Pedale dennoch das einzig Wahre ist, daran ließ Schumann am Sonntag keine Zweifel aufkommen. „Wenn man einmal damit anfängt, ist es wie eine Sucht.“