Borussia Mönchengladbach Matthias Ginter: „Alles hat für Gladbach gesprochen“
Borussia greift tief in die Tasche, um Matthias Ginter vom BVB loszueisen. 17 Millionen Euro stehen im Raum.
Mönchengladbach. Mit 20-minütiger Verspätung betritt Matthias Ginter den Presseclub im Borussia Park. Höflich begrüßt er die große Medienschar und nimmt auf seinem Stuhl zwischen Max Eberl und Dieter Hecking Platz. Man habe den Tag etwas eng geplant, entschuldigt sich Pressesprecher Markus Aretz. Die letzten medizinischen Untersuchungen hätten noch abgeschlossen werden müssen, bevor am Dienstagmittag der „langfristige Vertrag“ — er soll bis 2021 plus Option laufen — final unterzeichnet und der 23-Jährige der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.
Seit Tagen wurde bereits spekuliert, nun machten die Gladbacher Verantwortlichen Nägel mit Köpfen. Ginter, frisch gebackener Confed-Cup-Sieger, wechselt von Borussia Dortmund zur anderen Borussia am Niederrhein. „Matthias ist ein absolutes Toptalent des deutschen Fußballs. Er soll eine wichtige Korsettstange in unserem Team werden“, sagt Sportdirektor Eberl, der für den Transfer an die finanzielle Schmerzgrenze gehen musste. Ob Ginter nun Christoph Kramer (Ablöse ca. 15 Millionen Euro) als teuersten Spieler der Vereinsgeschichte ablöse, wollte Eberl am Dienstag weder bestätigen noch dementieren. Sicher ist jedenfalls, dass der BVB eine stattliche Ablösesumme kassieren wird. „Er ist für uns ein teurer Spieler, aber wenn ich die Verrücktheit des Marktes momentan sehe, ist es ein normaler Transfer.“ Spekuliert wird über eine Summe in Höhe von 17 Millionen Euro plus Bonuszahlungen.
„Alles hat für Gladbach gesprochen“, sagt Ginter, der sich während des Confed-Cups bei Lars Stindl und den Ex-Gladbachern Marc-André ter Stegen und Amin Younes über die Fohlen informierte. „Die Jungs haben nur Gutes berichtet, wobei wir uns überwiegend über Immobilen unterhalten haben“, sagt Ginter, der am Dienstag in seinem weißen Hemd und Seitenscheitel nicht wie ein Fußballprofi, sondern eher wie ein seriöser Immobilienmakler aussieht. Auch Bundestrainer Joachim Löw habe ihm zu dem Schritt geraten, berichtet der 14-malige Nationalspieler.
Ginter soll bei den Gladbachern die Lücke in der Innenverteidigung schließen, die der nach zweijähriger Leihe zum FC Chelsea zurückgekehrte Andreas Christensen hinterlassen hat. „Wir haben gemeinsam um ihn gekämpft. Matthias stand ganz oben auf unserer Liste für die Innenverteidigung“, verdeutlicht Trainer Hecking, der den 23-Jährigen bereits 2016 zum VfL Wolfsburg locken wollte. Das verbindet ihn übrigens mit Eberl, denn auch die Borussia scheiterte zwei Mal mit einer Verpflichtung — zuletzt am Veto des BVB. Dorthin war Ginter 2014 von seinem Jugendklub SC Freiburg für 10 Millionen Euro Ablöse gewechselt. Nun hielt sich das Bestreben der Dortmunder, den vertraglich bis 2019 gebundenen Profi zu halten, in Grenzen.
„Matthias Ginter ist aufgrund der Konkurrenzsituation in unserer Defensive mit seinem Wechselwunsch an uns herangetreten. Dem haben wir entsprochen“, kommentierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc mit Verweis auf das üppige Angebot an Abwehrspielern im Dortmunder Kader. „Matthias war sehr wertvoll für den BVB. Als Abwehrspieler hat er in der vergangenen Saison die meisten Spiele für den BVB gemacht“, sagt dagegen Hecking über seinen hochdekorierten Neuzugang. Ginter ist Weltmeister, Olympiazweiter, DFB-Pokalsieger, und zuletzt holte er mit der deutschen Perspektivauswahl den Confed-Cup-Titel in Russland. „Das hat uns allen Selbstvertrauen gegeben“, sagt Ginter, der den Schub gemeinsam mit Stindl zur Borussia transportieren möchte. „Ich will hier als Führungsspieler auftreten und künftig mit Gladbach wieder europäisch spielen. Das ist mit der Mannschaft auf jeden Fall möglich“, blickt Ginter optimistisch voraus. Auch der spätere Einstieg sei dabei für ihn kein größeres Problem.
Ob die Kaderplanungen nun abgeschlossen sind, ließ Eberl am Dienstag offen. „Wir werden vielleicht noch Spieler abgeben, da wir ja keine Dreifach-belastung mehr haben“, so Eberl, der auch weitere Neuzugänge nicht ausschließen will.