Max Kruse: Gladbachs Sinnbild der Krise
Max Kruse trifft das Tor nicht mehr, und Gladbach verlernt das Siegen. Trotz eines 2:0 gelingt gegen Hoffenheim nur ein Punkt.
Mönchengladbach. So vorsichtig sich Max Kruse auch der Gladbacher Nordkurve nähert, die gellenden Pfiffe und Unmutsäußerungen dringen unweigerlich in seine Ohren.
Enttäuschung pur im Borussia-Park, und Kruse bekommt als „mutiger Frontmann“ der Gladbacher das meiste Fett ab, bevor er mit nachdenklicher Miene in die Kabine trottet.
Gladbachs Anhänger sind frustriert, die Profis sichtlich angesäuert, die Offiziellen leicht angefressen — das 2:2 gegen 1899 Hoffenheim hinterlässt Spuren allerorten im Stadion an der Hennes Weisweiler Allee. Wurde es doch wieder nichts aus dem heiß ersehnten ersten Dreier im Jahr 2014.
Dass die Gladbacher in der Schlussphase erneut versagten und wie schon eine Woche zuvor bei Werder Bremen einen Vorsprung leichtfertig hergaben, trug am Ende eines ganz und gar unerfreulichen Gladbacher Arbeitstages erst recht zur gedrückten Stimmung bei.
„Ich kann den Frust der Fans verstehen“, sagt Kruse, „das war schlichtweg zu wenig. Wir führen 2:0 und geben das Spiel noch aus der Hand. Das darf einfach nicht passieren. Wir müssen endlich wieder auf einen grünen Zweig kommen.“
Leichter gesagt als getan, denn ohne Tore von Max Kruse, einem der Top-Scorer der Hinrunde, läuft bei Borussia Mönchengladbach offenbar wenig.
Kruses Torpanik ist Sinnbild der Gladbacher Krise, und plötzlich ist auch dessen WM-Platz für Brasilien in Gefahr. Seit seinem letzten Treffer gegen Schalke 04 Anfang Dezember vorigen Jahres wartet der ehemalige Freiburger auf ein persönliches Erfolgserlebnis und seine Mannschaft auf einen Sieg.
Sieben Spiele, vier Unentschieden, Tendenz fallend — das ist zu wenig für die gewachsenen Ansprüche im Borussia-Park. Kruse: „Es ist jetzt ganz wichtig, dass wir uns schleunigst wieder fangen und unsere Chancen auf einen Europapokalplatz festigen.“
Darüber will Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl bei der ersten Fragestunde in der Mixed-Zone erst einmal nicht reden. „Die Europa-League ist mir im Moment völlig egal. Anstatt den 2:0 Vorsprung auszubauen, verlieren wir völlig unnötig zwei Punkte.“
Einen Tag später blickte Eberl beim „TV-Frühschoppen“ des Fernsehsenders Sport 1 schon wieder etwas optimistischer in die Zukunft. „Die Mannschaft hat die Qualität, um in die Erfolgsspur zurückzufinden. Davon bin ich überzeugt.“
Dass die Hoffenheimer das Blatt nach der Pause noch einmal wenden konnten und den Rückstand unter Gladbacher Mithilfe wettmachten, lag erneut an der Abschlussschwäche der niederrheinischen Borussia und der fehlenden spielerischen Lockerheit in so manchen Situationen.
„In der Hinrunde klappte alles, jetzt fehlen oft nur Kleinigkeiten. Die Realität ist, dass wir im Moment eine schwere Phase durchmachen“, sagte Cheftrainer Lucien Favre, „aber dagegen werden wir mit aller Macht angehen.“