Borussias Frust sitzt noch tief
Die Gladbacher holen gegen 1899 Hoffenheim trotz einer 2:0-Führung nur einen Punkt.
Mönchengladbach. Die Aufarbeitung des enttäuschenden Heimspiels der Gladbacher Borussia gegen Hoffenheim begann am Tag danach in einem Besprechungsraum des Umkleidetrakts. Es gab Gesprächsbedarf.
Und so ließ Cheftrainer Lucien Favre in aller Ruhe, aber auch Eindringlichkeit Spielszenen Revue passieren, demonstrierte die positiven Dinge und wies insbesondere auf die schlechteren Passagen hin.
„Der Frust war noch in jeder Ecke zu spüren“, sagte Tony Jantschke, „aber das Ganze ist sehr wichtig. Schließlich müssen wir den Kopf frei bekommen, ab Morgen wieder hochkonzentriert sein und uns auf Braunschweig vorbereiten. Das wird eine neue, große Herausforderung.“
Die Borussia war beim 2:2 (2:0)-Unentschieden vor knapp 50 000 Zuschauern eine Halbzeit auf dem richtigen Weg, begann die Partie forsch, zielstrebig und ohne großen Firlefanz. Ja, der Auftakt war für zwei Spieler sogar wie gemalt. So gelang Patrick Herrmann bereits nach drei Minuten und 47 Sekunden das Führungstor, ein für den Flügelflitzer ungewöhnlicher, spektakulärer Treffer.
Nach einer verunglückten Abwehr des Hoffenheim-Keepers Casteels fasste sich Herrmann ein Herz, nahm den Abpraller volley und mit links. Knapp neben dem Pfosten schlug der Ball ein. Ein tolles Tor, sein viertes in dieser Spielzeit und sein erstes seit dem 3:1-Erfolg gegen Nürnberg (9. November).
Eine knappe halbe Stunde später: Inzwischen hatte Tony Jantschke mit seinem ersten Saisontor und dem vierten Treffer in seiner Laufbahn (105 Bundesligaspiele) per Kopf auf 2:0 erhöht, als das „Unheil“ seinen Lauf nahm. Herrmann war drauf und dran, den Vorsprung auszubauen. Von Kramer perfekt in Szene gesetzt musste er erneut mit links ausholen, doch diesmal war sein Abschluss viel zu lasch. Hoffenheims Süle hatte keine Mühe zu klären.
„Das wäre die Vorentscheidung gewesen“, konstatierte später Favre, dessen Team im weiteren Verlauf die Ordnung verlor und spielerisch kaum noch Akzente setzte. Christoph Kramer fand für die zerfahrenen zweiten 45 Minuten keine Erklärung: „Wir haben so viel spielerisches Potenzial, schaffen es aber nicht, das Spiel an uns zu reißen. Wir hatten im zweiten Durchgang gefühlt kaum den Ball, das darf nicht passieren.“
Obendrein unterlaufen den Gladbachern, wohl auch als Folge der Ergebniskrise, immer häufiger individuelle Missgeschicke; sie bauen den Gegner auf und laden ihn gar zu Toren ein. Wie beim 1:2, als Filip Daems bei der Flanke Vollands zu spät angerauscht kam oder beim Ausgleich, den allein Martin Stranzl mit seinem Stellungsfehler und ungestümen Foul zu verantworten hat, das zum Elfmeter führte.
So mussten die Borussen am Ende erneut mit einem Unentschieden — dem vierten aus den vergangenen sieben Spielen — leben. Grund genug also, das Ganze noch einmal aufzuarbeiten.