Raffael ist noch nicht in Topform
Der Spielmacher ist von seinen Leistungen der Vorsaison weit entfernt.
Mönchengladbach. 15 Tore hat Raffael in der vergangenen Saison erzielt. So viele wie nie zuvor. „Der beste Raffael aller Zeiten“ sei das gewesen, gab der Brasilianer bekannt. Auch in der Vorbereitung glänzte der 29-Jährige, er war Vorlagengeber und Torschütze. Raffael hatte Lust auf seine zweite Spielzeit als Borusse.
Doch die Saison läuft für ihn schleppend an. Torlos ist er nach fünf Pflichtspielen noch, und ist noch nicht der Vordenker des Borussen-Spiels, der er in der vergangenen Saison war. „Raffael muss mehr machen“, befand auch sein Trainer Lucien Favre nach dem 0:0 der Gladbacher beim SC Freiburg.
Seine schönste Szene in dieser Saison hatte Raffael in Sarajevo, als er Doppelpass spielte mit Ibrahima Traoré und dann André Hahn den Ball einschussfertig servierte. Hahn erzielte das 1:0. Insgesamt aber wirkt Raffael nicht so gedankenschnell wie man es von ihm kennt. Seine Pässe haben noch nicht die Präzision der Vorsaison.
„Er ist ein wenig müde“, sagte Trainer Lucien Favre in Freiburg. Raffael indes sorgt sich nicht. Er ist ein Mensch, der durch und durch positiv eingestellt ist. Doch er weiß auch, dass er sich noch steigern muss, auch, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Dass er bis hierhin noch nicht einmal mit seinem kongenialen Partner der letzten Spielzeit, Max Kruse, zusammen gespielt haben würde, war vor der Saison nicht abzusehen. Kruse hat sich nach seiner Harnleiter-OP zwar fit gemeldet, doch Lucien Favre schonte ihn in Freiburg noch. Bald wird Kruse wieder da sein — doch er muss um seinen Platz kämpfen. Die Konkurrenz ist größer geworden. Selbst für Raffael gibt es theoretisch Alternativen.
Der junge Mo Dahoud hat im Testspiel gegen Stoke City den Job gemacht — und das durchaus ideenreich. Auch Thorgan Hazard, der Belgier, der nach seinem Doppelpack gegen Sarajevo nun für das A-Team der Roten Teufel nachnominiert wurde, kann diesen Part übernehmen. Hazard ist von Haus aus Mittelfeldspieler, doch Favre setzt ihn vermehrt als zentralen Stürmer ein. Die Mischung aus beidem ist die Neuneinhalb, und da ist und bleibt Raffael für Favre der Prototyp: beweglich, spielstark, torgefährlich.
Gerade die offensive Bewegung hat Favre jedoch in Freiburg nicht gefallen. Der Schweizer kann sich vorstellen, künftig sein Team umfassender zu verändern, auf „fünf bis sechs Positionen.“ Favre weiß, dass er Alternativen hat, alle Positionen sind doppelt besetzt. In der Vorsaison war das anders.
Vor allem Kruse und Raffael waren kaum zu ersetzen. Jetzt sind beide noch nicht drin in der Saison, andere haben derweil für einen ordentlichen Auftakt gesorgt. Dass es spielerisch Nachholbedarf gibt, liegt auch an Raffaels kleiner Schaffenskrise. Allerdings dauerte es auch in der vergangenen Saison bis zum vierten Spieltag, bis Raffael erstmals traf.