Reus kokettiert mit Angeboten
Überragend und begehrt: Der Tempodribbler bleibt Dauerthema in Gladbach.
Mönchengladbach. Viel analysiert wurde in den vergangenen Wochen über Marco Reus und seine mangelnde Effizienz vor dem Tor. Seine überragende Technik und unglaubliche Dynamik haben ihn zu einem Shootingstar der Liga gemacht, selbst wenn nur jede fünfte Gelegenheit, die sich der Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach erarbeitet, in Torjubel mündet. Beim 2:1-Erfolg gegen Hannover 96 hat er nun alle Kritiker Lügen gestraft.
Gleich mit der ersten Torchance erzielte der 22-Jährige die Führung zum 1:0 (19.). Sechs weitere Schüsse feuerte das Juwel aufs Tor — einer davon entschied das Spiel (50.). Demonstrativ legte Marco Reus beim Jubel den Zeigefinger auf seine Lippen. Als wollte er sagen: „Gebt endlich Ruhe, ihr Kritiker.“
Die beiden Treffer des Tempodribblers, gepaart mit einer starken Defensivleistung der Mannschaft, sicherten Gladbach den Erfolg nach zuletzt drei sieglosen Spielen in der Liga gegen starke Gäste, bei denen Emanuel Pogatetz das 1:1 (26.) erzielt hatte.
Dabei war es keine einfache Woche für die Borussen — ein kräftezehrender Pokalkampf in Heidenheim, entschieden erst im Elfmeterschießen, und die Diskussionen um das Steuerdelikt von Präsident Rolf Königs. Aber Reus’ Tore entziehen aufkeimendem Krisengerede den Nährboden. Fünf Tore und drei Vorlagen hat Reus in dieser Saison auf dem Konto. Gladbach ist stark, weil Reus überzeugt. Was aber ist Gladbach wert ohne dieses Energiebündel im Angriff?
Klar ist: Richtig gute Alternativen fehlen. Mike Hanke, Juan Arango und Patrick Herrmann entwickeln kaum Zug zum Tor. Raúl Bobadilla fehlt die Konstanz im Spiel. Und Igor de Camargo fällt nach einem Innenbandriss noch mehrere Wochen aus. Das notwendige Geld, das Trainer Lucien Favre für die Offensive zu Saisonbeginn noch verwehrt wurde, dürfte jedoch bald vorhanden sein.
Das Achtelfinal-Pokalspiel gegen den FC Schalke 04 spült 560 000 Euro TV-Geld in die Kasse. Auch der Zuschauerschnitt von bisher 49 773 Besuchern im Borussia-Park liegt über den Erwartungen. Der größte Batzen frisches Geld kommt hingegen aus dem Topf des Fernseh-Pools. Wenn die Gladbacher in der oberen Tabellenregion bleiben, können sie rund 17 Millionen Euro TV-Geld erwarten. Im Vorjahr waren es 13,5 Millionen Euro.
Der in der Liga begehrte Reus kokettierte nach dem Spiel auffallend mit dem Interesse anderer Vereine. „Das ist doch schön“, meinte er. Auf die Frage, ob ein Vereinswechsel nach dieser Saison in Frage käme, sagte Reus ausweichend: „Wir sollten uns auf das konzentrieren, was jetzt ist. Und das ist Borussia Mönchengladbach.“ Die Frage bleibt, wie lange noch?