SC Freiburg schüttelt Unsicherheit ab

Freiburg (dpa) - Mit einem Weckruf rüttelte Christian Streich zur Halbzeit seine Mannschaft auf. „Der Trainer wurde ganz, ganz laut in der Kabine“, erzählte Admir Mehmedi nach einer schwachen ersten Hälfte des SC Freiburg über die notwendige Intervention des Trainers in der Pause.

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Nach dem am Ende imposanten 4:2 (0:1) gegen Borussia Mönchengladbach wollte Streich von aufgedrehter Lautstärke aber nichts wissen. „Ich werde normalerweise eigentlich nie laut“, meinte der 48-Jährige nach dem Riesenschritt zum Klassenverbleib.

Nach dem fünften Sieg aus den vergangenen sieben Partien können sich die Breisgauer schon auf ein weiteres Jahr in der Fußball-Bundesliga einstellen - auch wenn mit 35 Punkten rechnerisch noch nicht alles perfekt ist. „Gut, erfreulich“, meinte Streich knapp mit Blick auf den neunten Saisonerfolg. Glückwünsche zur absehbaren 16. Saison in der deutschen Eliteklasse wollte er partout nicht annehmen.

„Wir haben einen Riesenschritt zum Klassenerhalt gemacht“, meinte Mehmedi hingegen fast schon forsch. An dem überraschenden Comeback der Breisgauer am Samstag hatte der Schweizer erheblichen Anteil. Erst besorgte Mehmedi am viertletzten Spieltag den Ausgleich (51. Minute), dann setzte er den Freiburger Schlusspunkt (87.). Oliver Sorg (71.) mit einem herrlichen Fernschuss und Vladimir Darida (72.) erzielten die weiteren Treffer der Breisgauer.

Nach dem Rückstand durch Patrick Herrmann (9.) gegen taktisch glänzend eingestellte Gäste durften sich die Freiburger allerdings beim sonst durchwachsen haltenden Schlussmann Oliver Baumann bedanken, der einen Foulelfmeter von Filip Daems (65.) parierte. „Ich hatte eine Information von unserem Torwarttrainer, die zum Glück gestimmt hat. Aber ausschlaggebend für den Sieg war unsere Leidenschaft“, sagte Baumann nach seiner Glanzparade.

Kurz nach der Gelb-Roten Karte wegen wiederholten Fouls gegen Gladbachs Granit Xhaka (69.) drehten die Freiburger endgültig auf. „Die zweite Halbzeit war eine Energieleistung“, lobte Mehmedi. „Die erste Halbzeit genügt aber nicht unseren Ansprüchen.“ Matthias Ginter beschrieb die ersten 45 Minuten schonungsloser. „Das war nicht bundesligatauglich“, urteilte der Verteidiger. „Wir sind in der ersten Halbzeit überhaupt nicht auf dem Platz gewesen. Gladbach war haushoch überlegen.“ Vor allem Raffael hatte mehrere Chancen zum 2:0. Am Ende fiel aus SC-Sicht aber nicht mal mehr der zweite Gegentreffer durch Havard Nordtveit (89.) ins Gewicht.

Streich jedenfalls war stolz auf die Leistung seiner Spieler - vor allem mit Blick auf den frühen Rückstand. „Dann kam das Tor, dann war 'Angst essen Seele auf'“, versuchte der Coach die Verunsicherung seiner Kicker mit einem Verweis auf einen Filmklassiker von Regisseur Rainer Werner Fassbinder zu verdeutlichen. Die tadellose Einstellung seiner Spieler habe dann den Dreier erst möglich gemacht. „Zum Glück ist die Mannschaft innerlich so stabil“, erklärte Streich.

Die Gladbacher müssen sich mit nun 49 Punkten wohl mit der Europa League anfreunden. „Wir hatten Torchancen ohne Ende. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben“, meinte Sportdirektor Max Eberl. Und Trainer Lucien Favre erklärte: „Es ist schwer für uns, diese Niederlage zu verdauen.“