Mönchengladbach. Am Sonntag spielt der SV Werder Bremen im Borussia-Park. Bremen? Werder ist immer einen Besuch wert. Ob in der Bundesliga oder im DFB-Pokal - wenn die Gladbacher und die Hanseaten die Klingen kreuzten, war stets die Hütte voll und was los in der Bude. Zum Beispiel am 1. Mai 1984 im DFB-Pokal-Halbfinale: Da gewannen die Borussen am Bökelberg nach einem an Dramatik kaum noch zu überbietenden Fight mit 5:4 nach Verlängerung und zogen ins Finale ein (0:1 gegen den FC Bayern München).
Für die Redaktion des Fußball-Magazins "11 Freunde" und Experten des runden Leders (darunter Klaus Fischer, Karl-Heinz Rummenigge, Winfried Schäfer) gehört diese Begegnung zu den Top-100-Spielen der Fußball-Geschichte - in einer fulminanten Rangliste, die nicht jedem "schmecken" muss, in der aber fünf Spiele mit Gladbacher Beteiligung aufgeführt werden. Fünf unvergessliche Spiele mit ungewöhnlichen Ergebnissen, mit vier Borussen-Triumphen und einem verheerenden Heim-Debakel. Partien, die es fürwahr in sich hatten und zu Recht als Fußball-Klassiker geadelt wurden. Gerade in diesen Tagen, da die Gladbacher Borussia von spielerischem Glanz und Höchstleistung weit entfernt ist, rufen wir die Spiele, die man nie vergisst, gerne noch einmal in Erinnerung.
Platz fünf: Borussia Mönchengladbach - Inter Mailand 7:1 (20. Oktober 1971, Achtelfinale, Pokal der Landesmeister): Der Büchsenwurf am Bökelberg: Mit fantastischem Angriffsfußball begeisterte der VfL im ersten Achtelfinalspiel gegen Inter Mailand das Publikum am Bökelberg. Le Fevre (2), Heynckes (2), Netzer (2) und Sieloff entzauberten die Italiener. Doch der 7:1-Sieg wurde annulliert. "Boninsegna wurde nicht getroffen, ging aber wie ein Star-Schauspieler zu Boden", erinnert sich Jupp Heynckes an den legendären Büchsenwurf vom Bökelberg. Gladbach schied nach zwei weiteren Begegnungen gegen Mailand aus. Inter erreichte das Finale.
Platz 18: Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen 5:4 n.V. (DFB-Pokal-Halbfinale am 1. Mai 1984): "Diese Spannung, diese Dramatik", erinnert sich Jörg Criens, Torjäger in den Achtziger und Neunziger Jahren. Der "Lange" war an jenem 1. Mai erst in der 82. Minute eingewechselt worden. Borussia hatte inzwischen einen 3:1-Vorsprung verspielt. Bremen führte 4:3. Es waren nur noch Sekunden zu spielen. Da erzwang Criens mit dem Ausgleich die Verlängerung, in der ihm nach 110 denkwürdigen Minuten noch der Siegtreffer glückte. Werder Bremens damaliger Manager Willi Lemke hatte wegen der Rauchbomben in der zweiten Hälfte, die Anhänger gezündet hatten, zunächst einen Protest in Erwägung gezogen, ließ es aber dann doch bleiben.
Platz 20: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 2:1 nach Verlängerung (DFB-Pokalfinale am 23. Juli 1973): Mit der selbst inszenierten Einwechslung von Günter Netzer in seinem letzten Spiel für Borussia Mönchengladbach vor seinem Wechsel zu Real Madrid.
Platz 40: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 12:0 (29. April 1978, Bundesliga, 34. Spieltag). Trotz des höchsten Bundesliga-Ergebnisses aller Zeiten wurde am Ende der 1. FC Köln dank des um drei Treffer besseren Torverhältnisses Deutscher Meister.
Platz 82: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 2:8 (30. Oktober 1998, Bundesliga, 10. Spieltag). Das Spiel war der (traurige) Anfang vom Ende einer Saison, die in den Abstieg im Mai 1999 mündete. Die Gäste aus Leverkusen nahmen ein Gladbacher Team auseinander, das schon zu diesem Zeitpunkt kein Team mehr war. Interne Querelen und Machtkämpfe prägten den Alltag am Bökelberg in jener Spielzeit.
Borussia Mönchengladbach kann sich lediglich im DFB-Pokal über eine positive Bilanz gegen Werder Bremen freuen. Vier Siegen - drei davon im Halbfinale - steht nur eine Schlappe gegenüber. In der Bundesliga hat das Nordlicht statistisch gesehen mit 34 Siegen, 16 Unentschieden und 27 Niederlagen die Nase vorne. Besonders bitter für die Borussia verlief das Heimspiel gegen Werder in der ersten Bundesligasaison. Am 30. April 1966 bezog die Elf von Hennes Weisweiler gegen Bremen eine deprimierende 0:7-Niederlage. Das ist bis dato die höchste Heimschlappe der Borussia. Es dauerte über 20 Jahre, ehe der Borussia eine ähnliche Genugtuung vergönnt war. Am 21. März 1987 feierte der VfL an der Weser unter Jupp Heynckes seinen bis heute höchsten Auswärtssieg - 7:1. Das war allerdings gleichzeitig der letzte in Bremen.