Strasser träumt vom VfL

Der ehemalige Profi der Borussia leistet in Luxemburg Aufbauhilfe.

Strasser träumt vom VfL
Foto: dpa

Luxemburg. Zumindest in einem Luxemburger Wohnzimmer war das WM-Finale kein normales Fußballspiel. In Esch saßen am Sonntagabend Jeff Strasser und seine Gattin gebannt vor dem Bildschirm. „Meine Frau ist ja Deutsche. Sie verfolgt jedes Spiel im DFB-Trikot. Ich habe in meiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern mit Roman Weidenfeller und Miroslav Klose zusammengespielt. Ich wünsche den beiden sehr, dass sie ihre Karriere nun krönen und ich finde, dass Deutschland den Titel auch verdient hat. Die Mannschaft war bei dieser WM in taktischer und technischer Hinsicht das kompletteste Team“, sagt Strasser.

Am vergangenen Donnerstag besuchte die WZ den ehemaligen Verteidiger, dem von 2002 bis 2006 für Borussia Mönchengladbach in 113 Spielen drei Tore gelangen, beim Europa-League-Qualifikationsspiel zwischen Fola Esch und IFK Göteborg. Bei CS Fola ist Strasser seit 2010 als Trainer tätig, und auch wenn sein Team gegen die Schweden schon in der ersten Runde ausschied, so war er doch zufrieden. „Meine Spieler sind ja reine Amateure. Trotzdem haben sie in Göteborg ein 0:0 geholt und beim 0:2 auch das Rückspiel bis zur 76. Minute offen gestalten können.“

Strasser hat den ältesten Fußball-Klub Luxemburgs aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Lange war der 1906 gegründete Verein in der Versenkung verschwunden, doch seit er bei den Rot-Schwarzen Verantwortung trägt, geht es steil bergauf. Strasser erkannte als Profi sofort, dass die Ursachen des Misserfolgs nicht allein im sportlichen Bereich liegen. Der 98-malige Nationalspieler des Großherzogtums stellte alles auf den Prüfstand und krempelte die gesamte Organisation des Klubs um. „Zunächst musste ich den Gemeinderat bitten, den üblen Zustand des Platzes zu verbessern. Dann habe ich den Verein aufgefordert, für einheitliche Trainingskleidung zu sorgen. Die Spieler kamen ja alle mit irgendwelchen Freizeit-Shirts auf den Rasen. Auch Bälle und anderes Übungsmaterial war nicht in ausreichendem Maße vorhanden, dazu fehlte ein Zeugwart. Das hört sich alles banal an. Aber für den Verein bedeuteten diese Vorgaben völliges Neuland“, sagt Strasser.

Der bald 40-Jährige vereinheitlichte zudem Trainingszeiten und -volumen. Zusammen mit seinem Erfahrungsschatz ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten. 2013 holte Fola nach 83 Jahren erstmals wieder die Meisterschaft und verpasste die Titelverteidigung 2014 erst am letzten Spieltag. Dem Lokalrivalen Jeunesse ist Fola enteilt, doch Jeff Strasser weiß, dass seine Möglichkeiten in Esch begrenzt sind. „Die Rahmenbedingungen lassen eben nicht mehr als Amateurfußball zu. Ich aber möchte irgendwann gerne wieder in den Profibereich zurück.“

Zwischen den Worten lässt sich ablesen, dass dann Borussia Mönchengladbach die Wunschadresse ist. „Meine Verbindung zur Borussia ist immer geblieben. Die Entwicklung des Vereins freut mich sehr. Mit Max Eberl telefoniere ich regelmäßig und auch zum Präsidium habe ich einen guten Kontakt. Zunächst muss ich mir natürlich Meriten erarbeiten, doch ein Job bei der Borussia ist ein Traum. Assistenztrainer wäre interessant, aber auch Chefcoach der U 23 oder U 19 reizen mich“, sagte Jeff Strasser. Seine Frau würde dann mit einem Trikot des VfL die Spiele verfolgen.