Völler nach verschenktem Sieg kämpferisch

Mönchengladbach (dpa) - Mit einem gequälten Lächeln kam Rudi Völler aus den Katakomben des Borussia-Parks. Sein Team hatte in einem flotten Spiel eine tolle Leistung gezeigt - und am Ende wie schon vergangene Woche gegen Dortmund nicht gewonnen.

„Das ist halt die Faszination Fußball, wenn auch mal in einem negativen Fall für uns“, befand der Sportchef von Bayer Leverkusen nach dem 3:3 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach. Durch den Ausgleich von Patrick Herrmann kurz vor Schluss waren der mögliche Sieg und Sprung auf Platz zwei dahin. „Natürlich tut das weh nach so einem Spiel, weil wir definitiv zwei Punkte zu wenig auf dem Konto haben. Wir werden im Moment nicht so belohnt wie wir es verdient hätten“, meinte Völler.

Vergeigt hat es Leverkusen aber nicht am Ende, als die Gladbacher ihre Offensivkraft wiederfanden, sondern in der ersten Halbzeit. „Da haben wir die Partie phasenweise wie eine Heimmannschaft dominiert. Genau so hatten wir es uns auch vorgenommen“, sagte Trainer Sascha Lewandowski. Nur das Toreschießen hat seine Elf vergessen. Stattdessen kamen die Gastgeber nach ihrem ersten Eckball und der ersten Chance in der 44. Minute zum 1:0 durch Martin Stranzl.

Unbeirrt setzten die Leverkusener ihren Weg fort und kamen erst durch Sidney Sam (52.) und dann durch Stefan Kießlings 100. Bundesligatreffer zum Ausgleich, nachdem Luuk de Jong die Borussia erneut in Führung gebracht hatte. Als Andre Schürrle mit dem vierten Treffer innerhalb von 13 Minuten nach der Pause das 3:2 für Bayer erzielte, schien die Partie gelaufen. Dann aber kam Bayer-Schreck Herrmann, der in seiner jungen Karriere schon den fünften Treffer gegen Leverkusen erzielte. „Da schießen wir drei Tore und gewinnen nicht“, meinte Bayers Nationalspieler Schürrle kopfschüttelnd.

Vor dem Start der K.o.-Runde in der Europa League am Donnerstag gegen Benfica Lissabon fand Völler aber doch noch Gefallen an der Vorstellung seiner Elf. „Positiv ist, dass es bei uns funktioniert. Wir treten in der Rückrunde noch dominanter auf. Es macht Spaß, der Mannschaft zuzuschauen“, sagte Bayers Sportchef. Und im Kampf um Platz zwei geben sich die Leverkusener nicht geschlagen. „Wir bleiben dran. Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.“

Die Gladbacher feierten einen gefühlten Sieg, obwohl es in der Tabelle auch nach dem glücklichen Punktgewinn nicht voran geht und die Negativserie von nun 21 sieglosen Heimspielen in Serie gegen Bayer anhält. „Dieser Punkt ist sehr wichtig für den Kopf“, meinte Trainer Lucien Favre. Seine Mannschaft habe heute Charakter gezeigt“, meinte der Coach. Kapitän Stranzl, der seinen vierten Saisontreffer erzielte, sprach von einem schönen Derby „mit viel Feuer drin“ und keinem schlechten Ende. „Diese kämpferische Einstellung ist unsere Lebensversicherung“, sagte der Österreicher.

Für Favre geht es jetzt vor allem um die richtige Trainingsbelastung und Regeneration. Knapp 40 Stunden nach der Europa-League-Partie gegen Lazio Rom am Donnerstag steht die Bundesligapartie beim Hamburger SV an. Für Stranzl ein Unding: „Ich weiß nicht, wer solche Spielpläne macht. Wir müssen jetzt viel schlafen, gut essen und uns erholen“.