Was Favre alles richtig gemacht hat

Gladbach verzeichnet unter dem neuen Trainer einen Aufwärtstrend. Der muss sich Freitag mit einem Sieg im Abstiegs-Duell gegen Lautern bestätigen.

Mönchengladbach. Das Thema Abstieg ist für Lucien Favre tabu. „Wir können es noch schaffen, ich bin da sehr zuversichtlich. Alles andere interessiert mich jetzt auch nicht“, sagt Gladbachs Trainer energisch vor dem wichtigen Spiel im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga am Freitag (20.30 Uhr) gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Doch Favre warnt davor, die Begegnung gegen die Pfälzer nach zuletzt zwei Heimsiegen gegen Schalke und Hoffenheim als Selbstläufer zu sehen. „Kaiserslautern kann hier mit einem Punkt gut leben. Das macht die Sache für uns nicht einfacher“, erklärte Favre.

Des Schweizers öffentlich zur Schau gestellte Zuversicht im Abstiegskampf ist nicht unbegründet. Seit der 53-Jährige Mitte Februar Cheftrainer ist, haben sich beim Tabellen-Schlusslicht wesentliche Dinge verbessert. Favres Eingriffe haben den Patienten Gladbach wieder in ein Kollektiv verwandelt, das unter seiner Führung sieben von zwölf Punkten sammelte. Wir listen auf, was sich unter Lucien Favre verbessert hat.

Favre hat die schwierigen Charaktere Logan Bailly und Juan Arango wieder ins Team geholt — mit deutlichem Leistungsanstieg. Mohamadou Idrisssou spielt in der Sturmspitze, dort, wo er sich am wohlsten fühlt und am effektivsten fürs Team wirken kann. Im Mittelfeld verstärkte Favre die Defensive mit der Hereinnahme von Michael Fink. In der Abwehrkette rechts erfüllt der junge Tony Jantschke seine Aufgabe für den formschwachen Tobias Levels.

Balleroberung und Ballbesitz sind Favres Fußball-Einmaleins. Das erfordert hohen läuferischen Aufwand und taktisches Verständnis. Im Training werden Abläufe immer und immer wieder einstudiert, auch Standards. Favre unterbricht und verbessert bei Fehlern direkt.

Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie — Lucien Favre natürlich auch. Juan Arango drückt das so aus: „Er hat das für uns beste System aufgestellt — und das mit Erfolg. Wir Spieler haben seine Vorgaben bislang aber auch sehr gut umgesetzt. Ich glaube, dass wir vor allem in der Defensive wesentlich stabiler stehen. Das hat damit zu tun, dass viele Verletzte wieder zurück sind. Zum anderen scheint uns das neue System besser zu liegen.“

Favres erstes Spiel gegen Schalke war der Eisbrecher. Unter ihm legte die Mannschaft den Heimkomplex ab, siegte 2:1. Elf Spiele war sie zuvor sieglos (acht Niederlagen, drei Unentschieden). Gegen Schalke gelang zudem erstmals nach einem Rückstand ein Sieg in dieser Saison. Auch beim 1:1 in Bremen stemmte sich die Mannschaft erfolgreich gegen die drohende Niederlage.

Sieben Zähler in vier Spielen lautet Favres Bilanz. Die Mannschaft spielt wesentlich strukturierter. Aus der „Schießbude der Liga“ ist wieder eine Hintermannschaft geworden — nur vier Gegentore in vier Spielen. In den letzten vier Begegnungen unter Frontzeck waren es neun Gegentore.

Auch in der Fairplay-Tabelle ist Gladbach Schlusslicht. Das muss nicht mehr lange so bleiben, weil die Mannschaft disziplinierter spielt. Keine Rote Karte, keine Gelb-Rote-Karte, nur viermal Gelb in vier Spielen unter Favre. In zwei Begegnungen sahen die Gladbacher überhaupt keine Gelbe Karte (Schalke, Werder Bremen).

Die neue Qualität drückt sich in fünf Toren aus Standardsituationen unter Favre aus. Drei bereitete Arango vor: Nach Ecke zum 2:1 gegen Schalke (Idrissou-Kopfball), zum 2:0 gegen Hoffenheim mit de- Camargo-Kopfball und Dantes Kopfballtor in Bremen nach Freistoß. Dazu zwei verwandelte Foulelfmeter durch Kapitän Filip Daems in Wolfsburg und gegen Hoffenheim.

Sie gingen in der Rückrunde bisher alle verloren: Stuttgart (2:3), St. Pauli (1:2), Wolfsburg (1:2). Gegen Kaiserslautern besteht nun die letzte Chance, einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf zu besiegen. Gladbach gewann 24 der 38 Bundesliga-Heimspiele gegen Lautern (neun Remis, fünf Pleiten). Gegen kein anderes Team gab es mehr Heimsiege. Kein schlechtes Omen.