Weltmeister Kramer lässt Borussia-Park brodeln
Mönchengladbach (dpa) - Als Christoph Kramer vor der Partie gegen den VfB Stuttgart als Weltmeister geehrt und bejubelt wurde, ahnte er noch nicht, dass er am Ende die größten Emotionen im Borussia-Park auslösen würde.
„Ich habe gebrannt und mich gefreut wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte der spät eingewechselte Mittelfeldspieler. Er rettete Borussia Mönchengladbach mit seinem Treffer in der 90. Minute in einem schon verlorenen geglaubten Spiel noch das 1:1 (0:0).
Im Gegensatz zum WM-Finale, an dass er sich nach einer Gehirnerschütterung zwischenzeitlich nicht erinnerte, konnte er seinen Treffer genau erklären. „Ich wollte schon irgendwo links hinschießen, aber wo er reingeht, ist auch Zufall“, meinte Kramer.
Schon Sekunden nach seiner Einwechslung ging ein Raunen durch das Stadion, denn Kramer sorgte mit seiner zweiten Ballberührung für den wohl schönsten Angriff des Spiels, als er mit einem Lupfer aus dem Lauf Thorgan Hazard bediente, der mit einem Drehschuss nur den Pfosten traf. „Er ist mit viel Power reingekommen und hat uns Antrieb gegeben“, befand Borussias Torhüter Yann Sommer. Teamkamerad Andre Hahn meinte schmunzelnd: „Dafür ist unser Weltmeister da. Das war wirklich Wahnsinn.“
In der Tat kam die Rückkehr des Newcomers im Team der Borussia zum rechten Zeitpunkt. Wie stets in den letzten neun Jahren taten sich die Gladbacher gegen den VfB besonders schwer und lagen durch das Tor von Alexandru Maxim (51.) 0:1 zurück. „Wenn man einen Weltmeister auf der Bank hat und den noch bringen kann, wenn's klemmt, dann ist das schon angenehm“, befand Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.
Viele hatten schon gehofft, dass Kramer schon in der Startelf stehen würde. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, 90 Minuten waren noch nicht drin“, sagte der Nationalspieler. Auch Trainer Lucien Favre betonte, dass man einen klaren Plan mit Kramer habe. „Er hat seit zwei Monaten kein Spiel über 90 Minuten gemacht und ist erst seit drei Wochen im Training“, erklärte der Coach seine Schutzmaßnahme.
Gleichwohl erkannte Favre, dass der WM-Titel und die Zeit bei der Nationalmannschaft den 23-Jährigen beflügelt habe. „Das sieht man schon im Training. Er spricht viel mehr und hat großes Selbstvertrauen. Das ist für einen Trainer fantastisch“, so der Schweizer. Auch für das Team: „Er ist eine große Persönlichkeit und kann uns sehr viel helfen“, befand Sommer.
Trainer Favre sprach hinterher von einem Punktgewinn. „Es ist gut für den Kopf, auch in Hinblick auf Donnerstag, dass wir zum Auftakt nicht verloren haben.“ Dank Kramer. Daher ist auch denkbar, dass der Weltmeister im Playoff-Rückspiel um die Europa-League-Qualifikation gegen FK Sarajevo am Donnerstag (20.45 Uhr/Sky und Kabel eins) wieder in die Startformation rückt.