EM 2016: Schweiz Xhaka und das emotionale Bruderduell
Die Schweiz hat ein Team, das mit vielen Stars gespickt ist. Das sorgt auch schon mal für Ärger.
Mönchengladbach. Die Schweizer Nationalelf hat keinen Messi in ihren Reihen, dafür ist der Zusammenhalt im Team stark. Sagt Granit Xhaka, der gerade für rund 43 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum FC Arsenal London gewechselt ist - und so persönlich unbelastet in die Euro 2016 einsteigen kann.
Xhakas Meinung über die sogenannte „Nati“ könnte positiver nicht sein. Der Zusammenhalt auf dem Platz ist dem 23-jährigen Mittelfeldspieler wichtig. Er gehe auch ohne Kapitänsbinde voran, die ihm zuletzt in Mönchengladbach offenbar einiges bedeutet hatte. Mit der Verantwortung, die ihm Gladbachs Trainer André Schubert übertrug, wuchs Xhakas Reife. „Wir sind auf dem Platz eine Einheit, wollen unser kleines Land gut vertreten“, sagt er.
Die Diskussion über angebliche Dissonanzen innerhalb der Mannschaft (Die Presse spricht vom „Balkan-Graben“ innerhalb der Mannschaft) kann er nicht nachvollziehen. Die Mentalität sei gut, alle verfolgten ein gemeinsames Ziel: das Achtelfinale erreichen. Klar ist aber, dass die Schweizer inzwischen eine ansehnliche Startruppe sind, in der durchaus umstrittene Trainer Vladimir Petkovic durchaus fein justieren muss. Zuletzt hatte seine Kapitänswahl für Aufsehen gesorgt: Nach der Ausbootung von Gökhan Inler ist Stephan Lichtsteiner von Juventus Turin die neue Nummer 1, vor Valon Behrami (FC Watford, ehemals HSV) und eben Xhaka. Xherdan Shaqiri (Stoke City, ehemals FC Bayern und Inter Mailand) gehört zum eigenen Ärger nicht zur engsten Wahl. „Von der Hierarchie her bin ich ganz oben dabei. Ich müsste bei den Captains dabei sein“, hatte Shaqiri genervt dazu gesagt, sah sich vor Xhaka. Vorbei, erst einmal.
Auf dem Weg ins angestrebte Achtelfinale müssen die Schweizer gegen Frankreich, Rumänien und Albanien antreten. „Wir machen uns keinen Druck. Wir haben eine tolle Mannschaft, einen tollen Trainer, aber die Konkurrenz schläft natürlich nicht“, findet Xhaka, der in der Gruppenphase aber mindestens Platz zwei erreichen will. „Frankreich ist sicher der Favorit in der Gruppe und ein heißer Kandidat für den Titel. Rumänien und Albanien müssen wir hinter uns lassen“, sagt der 23-jährige selbstbewusst.
Habe die Nati erst einmal das Achtelfinale erreicht, würden „die Karten neu gemischt“. Einen Überraschungssieger wie 2004 mit Griechenland wird es laut Xhaka aber nicht noch einmal geben.
Gleich im ersten Spiel muss Granit Xhaka mit seiner Mannschaft in sein persönliches Bruderduell mit Albanien. Denn dort spielt sein älterer Bruder Taulant. „Gewünscht haben wir es uns nicht. Aber wir müssen es so nehmen, wie es ist. Es lässt sich nicht vermeiden. Das alles ist sehr emotional, sehr speziell, auch für die Familie.“ Xhakas Eltern sind auf Grund der Unruhen und Kriegswirren vom Kosovo in die Schweiz ausgewandert. Doch warum spielt Granit für die Schweiz und der Bruder für Albanien? „Bei mir war es so, dass Albanien sich für mich nicht besonders interessiert hat.“