1. FC Nürnberg hofft auf „ganz blaues Auge“
Nürnberg (dpa) - Die Tendenz geht gen 2. Liga, der ungewollte Rekord steht vor der Tür - viel spricht nicht mehr für den 1. FC Nürnberg im Abstiegs-Zittern der Fußball-Bundesliga.
Vor den finalen Matches um den Klassenverbleib will der „Club“ allem trotzen, was einem Team im Tabellenkeller eben ständig so widerfährt: Verletzungssorgen, Torschusssorgen, Sorgen um den Verbleib der Spieler. „Wir dürfen nie aufgeben“, mahnte Kultprofi Javier Pinola vor der Fahrt zum Champions-League-Aspiranten VfL Wolfsburg am Samstag.
Komplett unbeschadet werden die Nürnberger mit Sicherheit nicht in die Sommerpause gehen. Auch wenn der Klassenverbleib trotz des schweren Restprogramms doch noch geschafft wird, die Nerven aller Beteiligten werden aus dieser Spielzeit einiges davontragen. „Wir brauchen noch drei Siege“, rechnete Trainer Gertjan Verbeek. „Ideal wäre es, wenn wir es am Ende mit einem ganz blauen Auge schaffen“, meinte Sportvorstand Martin Bader im dpa-Gespräch.
Für den Manager könnte im Mai der zweite Abstieg seiner Zeit beim FCN anstehen. Insgesamt müsste der „Club“ in der Bundesliga-Historie zum achten Mal in die 2. Liga runter - es wäre ein Rekord.
„Wir zermartern uns jeden Tag in allen Abteilungen des Vereins den Kopf, was wir hätten anders machen müssen“, erzählte der 46-Jährige. Viel fällt ihm offenbar nicht ein. Die Neuzugänge vor und während der Saison hätten dem Team geholfen, und auch Verbeek „ist einer, der zu der Mannschaft passt“, findet Bader.
Woran es liegt, dass der neunmalige deutsche Meister dennoch auf dem vorletzten Tabellenplatz rangiert, weiß Bader aber nur zu gut: an der ernüchternden Hinrunde mit lediglich elf Punkten, am Verletzungspech mit zuletzt sieben ausgefallenen Stammspielern, an der Schwäche im Abschluss mit mehr als 20 Pfosten- und Lattentreffern in der Saison. Außerdem zeigte sich etwa beim 0:2 gegen Mönchengladbach, dass die offensive Spielweise Verbeeks gegen clevere Teams hochgefährlich ist - von seinem Alles-oder-Nichts-Konzept rückt der Trainer aber nicht ab.
Hadern hilft nicht - zumal auf Bader bald womöglich eine Menge Arbeit zukommt. Bei einem Abstieg werden einige Spieler - allen voran Toptorjäger Josip Drmic - nicht zu halten sein, und auch die Zukunft von Coach Verbeek stünde dann in den Sternen. Bader kann sich vorstellen, dass der Niederländer „auch für die 2. Liga der richtige Trainer für uns wäre“, sagte der Manager der „Sport Bild“. Über das Szenario habe er mit seinem Übungsleiter aber noch nicht gesprochen.
Auch das Thema Drmic-Wechsel sei beim FCN noch tabu, bislang sei noch kein anderen Verein bei ihm vorstellig geworden, versicherte Bader. Außerdem: Wenn er sich in dieser heiklen Phase der Saison und den anstehenden Spielen gegen Wolfsburg, Leverkusen, Mainz, Hannover und Schalke konkret mit einem Wechsel des Schweizer Erfolgsgaranten beschäftige, „dann würde ich mich schon geschlagen geben“.
Beim Klassenverbleib habe er durchaus „ein paar Argumente“, um Drmic in Franken zu halten, meinte Bader. Sollte der Weg in die 2. Liga führen, wird der Stürmer trotz Vertrags bis 2017 nicht zu halten sein - zumal Konkurrenten längst die Fühler ausgestreckt haben. Nach dem Spiel zuletzt gegen Mönchengladbach gab Drmic auf dem Weg aus dem Stadion Borussen-Manager Max Eberl sportlich die Hand - schon zuckten die Reporter. „Habe ich jetzt einen Fehler gemacht?“, witzelte Eberl.