HSV-Mission ist Slomka wichtiger als 96-Gefühle
Hamburg (dpa) - Zu viele Emotionen will Mirko Slomka nicht zulassen. „Ob ich Gefühle habe oder nicht, macht keinen Unterschied, wichtig ist auf dem Platz“, behauptet der Trainer des Hamburger SV vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Club am Samstag.
„Ich fokussiere mich auf die sportlichen Belange und versuche mit meinem Team in Hannover zu gewinnen“, sagte Slomka weiter. Doch dann räumt er auch ein: „Es ist kein normales Spiel, ich war noch bis Dezember in Hannover Trainer und kenne sie alle in- und auswendig.“
Auch der aktuelle Coach ist für ihn ein guter Bekannter. Slomka wollte Tayfun Korkut in der Rückrunde als Co-Trainer zu 96 holen, doch daraus wurde nach der vorzeitigen Trennung nichts mehr. Nun muss der Neue schon um seinen Job bangen. „Ich glaube nicht, dass das ein Schicksalsspiel für Tayfun ist. Hannover hat noch alle Möglichkeiten, die Mannschaft hat einen starken Charakter“, betont Slomka.
Beim HSV wurde er nach dem 3:0-Anfangserfolg gegen Borussia Dortmund schon Magic Mirko getauft. Als personifizierter Gute-Laune-Onkel baute er die von Vorgänger Bert van Marwijk Verschmähten wie Michael Mancienne, Robert Tesche und den inzwischen verletzten Slobodan Rajkovic wieder auf. Die Wintereinkäufe Ola John und Ouasim Bouy berücksichtigt er dagegen selten bis gar nicht mehr.
Bei der Mannschaft kommt Slomkas Art gut an. Nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Bayer Leverkusen sprang Hakan Calhanoglu dem Fußballlehrer voller Freude in den Arm. Slomka hat das Training intensiviert, die Profis fallen abends meist ziemlich geschafft in die Federn. „Er prägt uns Disziplin bis in den Tod ein“, berichtet Tolgay Arslan. Besonders die stark verunsicherte Defensive schien genau das zu brauchen. Slomka ist bisher im Volkspark ungeschlagen, muss nun aber auch in der Fremde seine Qualität beweisen.
Den letzten Auswärtsdreier holte er noch mit den Niedersachsen am 26. April 2013. Darauf will Slomka gar nicht angesprochen werden. „Das werde ich komplett ausblenden. Auch die Siegesserie von Bayern München ist gerissen und alle reden nur von der Niederlage. Wir werden unsere Serie brechen“, versichert der 46-Jährige.
Obwohl er in Hannover geboren wurde, seine Familie dort wohnt und sein neunjähriger Sohn Luk in der U 10 der Niedersachsen spielt, ist das Nordduell für ihn kein „Treffen unter Freunden, wo man sich auf ein Bier, Rotwein oder einen Kaffee zusammensetzt“.
Und das, obwohl der smarte, grau melierte Mathematiklehrer so oft wie möglich nach Hause fährt. Zwar hat er - anders als Hotelliebhaber van Marwijk - eine schöne Wohnung in Hamburgs Parkallee bezogen. Sein Lebensmittelpunkt ist aber in Niedersachsens Landeshauptstadt, wo auch seine Freunde wohnen. Dort liebt Slomka den Umgang mit den Promis der Maschsee-Connection, zu seinen Freunden zählt Unternehmer Carsten Maschmeyer. Die Entfernung zum Pendeln ist ideal. Und auch wenn das Unternehmen „Nichtabstieg“ schiefgeht, will der Fußballlehrer in Liga zwei beim HSV bleiben: „Auf jeden Fall“.