106 km/h: Nur Schlaudraff-Hammer schlägt Drobny

Hannover (dpa) - Nur ein Geniestreich mit 106 km/h konnte Jaroslav Drobny schlagen. Bis zu diesem fulminanten Volley von Jan Schlaudraff (79.), einem herrlichen Hammer von der Marke „Tor des Jahres“, war der Keeper des Hamburger SV nicht zu bezwingen.

Ausgerechnet Drobny war Hamburgs bester Mann beim 1:1 (0:0) bei Hannover 96. Der zu Beginn der Saison verunsicherte und verspottete Tormann steht als Symbol für den Wandel beim Hamburger SV. „Er hat gezeigt, dass man sich da rauskämpfen kann“, lobte Trainer Thorsten Fink nach einem Nord-Derby der eindeutigen Statistiken.

Der HSV hatte mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Torschüsse, mehr angekommene Pässe - und musste sich trotzdem bei Drobny bedanken. Bei Hannovers starken sechs Minuten in der ersten Halbzeit parierte der Keeper gleich dreimal und hielt die ansonsten klar besseren Hamburger im Spiel. „Er geht positiv voran und ist fast schon ein Publikumsliebling“, sagte Fink, der mit dem HSV in der Fußball-Bundesliga auch im fünften Spiel ungeschlagen blieb.

„Er hatte am Anfang ein bisschen Pech“, umschrieb der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow die Leistungen des anfangs patzenden Keepers. „Es ist schwierig, da wieder rauszukommen. Das hat er jetzt geschafft.“ Das gilt aber auch für die gesamte Mannschaft, der in Hannover nur die Kaltschnäuzigkeit und das Durchsetzungsvermögen vor dem 96-Tor fehlte. Es war kein Zufall, dass in Jeffrey Bruma (64.) ein Abwehrspieler das einzige Tor schoss.

„Natürlich sind wir nicht zufrieden, denn wir waren klar die bessere Mannschaft“, kommentierte Kapitän Heiko Westermann und dokumentierte damit die gehobenen Ansprüche der Hamburger, die in der Tabelle immer noch mit sechs Punkten Rückstand klar hinter dem Nordrivalen liegen. „Einmal nicht aufgepasst und wir kriegen das Gegentor“, sagte Westermann, vergaß dabei aber offensichtlich die Szenen, in denen Drobny nach Abwehrfehlern retten musste. Unverkennbar ist dennoch der Aufwärtstrend der Hanseaten.

„Die Ausstrahlung war so, dass wir gewinnen wollten“, sagte Fink. „Die Art, mit der wir das geholt haben, war für mich schön anzuschauen.“ Das galt vor allem für Gökhan Töre, den besten Feldspieler des Hamburger SV. Der quirlige Mittelfeldspieler trieb seine Mannschaft an, wirbelte die Hannoveraner einige Male durcheinander und bereitete den Führungstreffer vor - bereits zum fünften Mal mit einer Ecke.

„Ich finde, dass der HSV ein sehr gutes Spiel gemacht hat“, kommentierte Hannover Trainer Mirko Slomka. Über seine eigene Mannschaft konnte er das wie schon vor acht Tagen bei der Derby-Niederlage in Wolfsburg nicht sagen.

Bis auf die drei Großchancen in der ersten Halbzeit enttäuschte sein Team und durfte sich bei Schlaudraff bedanken, dessen Treffer Dennis Aogo als „Weltklasse-Tor“ bezeichnete. „Ich versuche, ihn volley aufs Tor zu schießen und treffe ihn voll“, beschrieb der 96-Angreifer sein Sonntagsschuss am Samstagabend nach einer perfekten Ecke von Sergio Pinto.

Wirklich glücklich war er trotzdem nicht. „Ich hätte lieber die beiden leichteren Dinger in der ersten Halbzeit gemacht“, sagte Schlaudraff, der vor seinem Hammertor 1014 Minuten nicht mehr getroffen hatte. Aber bei seinen Riesenchancen allein vor dem Tor war der 96-Stürmer noch an Drobny gescheitert.