Derdiyok-Frust: Lasogga „versaut“ Bayer Superwoche

Berlin (dpa) - Für Rudi Völler hätte es „eine Sensationswoche werden können“, Robin Dutt hatten „20 Minuten am Anfang und eine Unkonzentriertheit am Schluss eine perfekte Woche versaut“. Und selbst Dreifach-Torschütze Eren Derdiyok schob bei Bayer Leverkusen Frust.

Ein verrücktes 3:3 (1:2) bei Neuling Hertha BSC hat Champions-League-Achtelfinalist Leverkusen hart in seinen eher trüben Bundesliga-Alltag zurückgerissen.

„Ich bin genauso verärgert wie das ganze Team“, kommentierte Bayer-Torwart und Elfmeter-Töter Bernd Leno zwei verlorene Punkte. Der Abstand zu jenen drei Spitzenplätzen, die für die kommende Saison wieder ein Mitspielen in Europas Königsklasse garantieren, ist nach der 14. Liga-Runde noch größer geworden.

Die Verantwortlichen des Werksclubs bemühten sich in den Katakomben des Berliner Olympiastadions dennoch, die mit dem 2:1-Sieg gegen den FC Chelsea geschaffene positive Grundstimmung zu retten. „Es war trotzdem eine gute Woche für uns“, sagte Sportdirektor Völler trotzig. Und Trainer Dutt strich die Moral seiner Profis heraus, nach einem schnellen 0:2 gegen eine mutige und gut geordnete Hertha vor 44 541 Fans nochmals ins Spiel zurückgefunden zu haben. „Ich bin stolz auf die Mannschaft, die in einer fast aussichtslosen Situation einmal mehr das Ruder herumgerissen hat“, betonte Dutt.

Dabei manövrierten sich der diesmal unauffällige Michael Ballack und Bayer (jetzt 22 Punkte) beim Hauptstadtclub (18) quasi auf Ansagen in die schwierige Lage. „Wir haben das auch thematisiert“, verriet der Bayer-Coach, dass er die Gefahr Konzentrationsabfall drei Tage nach dem Husarenstreich gegen Chelsea vor dem Berlin-Auftritt explizit angesprochen hatte. Trotzdem musste er konstatieren: „Die ersten 20 Minuten haben wir einfach verschlafen.“

Das Team von Markus Babbel, dem diese Probleme aus zahlreichen eigenen Europacup-Kämpfen als Spieler wohl bekannt waren, nutzte das fast optimal: Der Ex-Leverkusener Pierre-Michel Lasogga (7. Minute) und ein Eigentor von Ömer Toprak (17.) brachten Hertha in Vorhand. Und Lewan Kobiaschwili vergab vom Elfmeterpunkt gegen Leno sogar noch die Riesen-Chance auf ein weiteres Tor. „Eigentlich waren wir klar auf der Siegerstraße. Am Ende sind wir froh über das 3:3“, fasste Hertha-Manager Michael Preetz den aufregenden Spielverlauf zusammen.

Da Berlin trotz weiterer guter Chancen den Vorsprung nicht ausbaute, Dutt in dem Schweizer Nationalstürmer Derdiyok dazu genau den richtigen Mann für Stefan Kießling in die Startelf beordert hatte, nahm das Schauspiel Fahrt auf. Derdiyok machte in der 24. und 64. Minute nicht nur den Rückstand wett, sondern brachte Bayer sogar in Front (79.). „Das tut ihm gut“, meinte Völler zum 23-Jährigen, der schon die Partie gegen Chelsea gewendet hatte. Zum „Dreier“ in Berlin nach schon zuvor fünf vergeblichen Anläufen aber reichte es nicht.

Dass der ehemalige Bayer-Juniorenspieler Lasogga mit seinem sechsten Saisontor nochmals zurückschlug (82.), passte genau in die Leverkusener Geschichte. „Das 3:3 darf so einfach nicht passieren“, haderte Dutt, verwies aber auch auf die schwierige Situation nach dem perfekten Achtelfinal-Einzug in Europa. Die Phänomen der Schieflage zwischen Liga-Alltag und Europacup-Festtagen hatten schon vor Dutt zahlreiche Trainer kennenlernen müssen. „Wir haben so gut wie keinen Spieler mit Champions-League-Erfahrung. Die sammeln wir gerade“, bemerkte der Bayer-Chefcoach.