182. Derby: „Club“ gegen Bayern - Kampf um Europa
Nürnberg (dpa) - Auf ins 182. bayerisch-fränkische Derby: Mit einem Sieg im ewigen Duell beim 1. FC Nürnberg will der FC Bayern München seinen nach den Fan-Anfeindungen „schockierten“ Präsidenten Uli Hoeneß erfreuen und mit allen Mitteln den Qualifikationsplatz für die Champions League festigen.
„Das Ergebnis ist wichtiger als die Art und Weise, wie wir Fußball spielen“, sagte Co-Kapitän Bastian Schweinsteiger. Für den Erfolg am Samstag setzt er auf „anpeitschende“ und „unterstützende“ Anhänger - und will Plakat-Aktionen wie gegen Mönchengladbach nie wieder erleben.
„Ich würde mir wünschen, dass solche Aktionen wie letzten Samstag nicht nochmal vorkommen. Ich hoffe, dass von den Fans nicht Politik betrieben wird, sondern dass sie uns positiv anfeuern werden“, sagte der Münchner Mittelfeldakteur, der die Franken „ungewohnt weit oben in der Tabelle“ sieht. Für die Gastgeber geht es ebenfalls um das internationale Geschäft: Die Nürnberger möchten ihre Chancen auf die Europa League wahren und Coach Dieter Hecking zum 150. Bundesligaspiel als Trainer einen Sieg schenken.
32 der 53 Bundesligabegegnungen gewann der Rekordchampion gegen den fränkischen Altmeister - für gebürtige Bayern wie Münchens Kapitän Philipp Lahm hat das ständige Aufeinandertreffen nichts von seiner ewigen Brisanz verloren. „Bayern und Nürnberg sind immer spezielle Duelle“, sagte Lahm, der angesichts von sieben Punkten Rückstand nicht auf den von Leverkusen belegten zweiten Tabellenrang schaut. Aber wie Thomas Müller hoffen alle beim FCB, dass bei den angestrebten sechs Siegen „vielleicht sogar noch ein bisschen mehr drin ist“.
Sechs Spiele sind es noch auf der Liga-Zielgeraden. Dass es für beide Teams so kurz vor dem Saisonende noch um Europa und viel Geld geht, ist ungewöhnlich. Man werde das Ziel Europa League „nicht groß hinausposaunen“, sagte Hecking, „aber wenn man nach 28 Spieltagen nur drei Punkte Rückstand auf Platz fünf hat, ist man Sportler und hat natürlich Ehrgeiz.“ Dabei hat er wieder einen Joker in der Hinterhand: Julian Schieber ist nach sechswöchiger Verletzungspause zurück und soll laut Hecking „von der Bank kommen“.
Zwar haben die Bayern die eindeutig bessere Bilanz, aber in Nürnberg, wo es in den vergangenen fünf Ligaspielen dieser Saison vier „Club“-Heimsiege gab, konnten die Münchner zuletzt am 10. September 2005 gewinnen. Danach gab es ein 0:3 und zwei Remis der Bayern im Frankenland. „Es wird Zeit, dass wir drei Punkte holen“, betonte Schweinsteiger. In der Hinrunde gewann die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal klar mit 3:0, diesmal wäre dem Nationalspieler auch ein „schmutziger“ Sieg recht.
Damals sorgten Schweinsteiger und Javier Pinola für Aufregung. Der Argentinier bespuckte den Münchner Mittelfeldakteur und wurde für vier Spiele gesperrt. Diesmal will Pinola gar beim Gang auf das Spielfeld noch einmal „Sorry“ sagen. „Er hat sich bei mir entschuldigt, damit ist die Sache für mich erledigt. Den Rest muss er mit sich selber ausmachen“, meinte Schweinsteiger.
Auch Hoeneß würde sich über eine Entschuldigung der Fans freuen. Diese hatten den mit Leib und Seele für den Verein wirkenden Präsidenten mit ihren „Lügner“-Vorwürfen am vergangenen Spieltag beim Heimsieg gegen Mönchengladbach schwer getroffen. „Schockiert“ sei er gewesen, verriet Hoeneß. Auch die Spieler wunderten sich über die Vorgänge auf der Südtribüne.
„Für Spieler ist es sehr irritierend, wenn im Stadion Politik betrieben wird“, sagte Kapitän Lahm, der sich auf „eine schöne Atmosphäre in Nürnberg“ freut. Mit 48 548 Zuschauern ist das WM-Stadion ausverkauft. „Zusammen mit unseren tollen Anhängern wollen wir am Samstag das ganze Frankenland zum Jubeln bringen“, sagte FCN-Sportvorstand Martin Bader.