Schalke heiß auf Magath - „Ein besonderes Spiel“
Gelsenkirchen (dpa) - Nur 24 Tage nach seinem von Misstönen begleiteten Rauswurf muss Wolfsburgs Trainer Felix Magath bei seiner Rückkehr zum FC Schalke 04 mit einer aufgeheizten Stimmung rechnen.
Der 57-Jährige macht vor dem brisanten Bundesliga-Duell gegen die Elf seines Nachfolgers Ralf Rangnick keinen Hehl aus seinen Emotionen. „Natürlich ist dieses Spiel für mich anders als andere Partien gegen Clubs, die ich schon mal trainiert habe“, betonte Magath. „Allein schon wegen der Kurzfristigkeit der Ereignisse bin ich noch zu nah dran, um das einfach abzutun.“
Dass Rangnick nach dem 2:0 auf St. Pauli und dem historischen 5:2-Sieg im Champions-League-Viertelfinale bei Inter Mailand am Mittwoch sein Heimdebüt ausgerechnet gegen seinen Vorgänger feiert, ist kurios. Dennoch ist Rangnick anders als einige Spieler bemüht, kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen. Er spielt das Treffen herunter: „Dass es gegen Felix Magath geht, ist für mich unerheblich“, sagte Rangnick. „Am Ende geht es nur darum, einen Sieg zu landen und damit den Abstiegskampf ad acta legen zu können.“
Ähnlich sieht es auch Kapitän Manuel Neuer. Das Wiedersehen mit dem Ex-Trainer sei „Nebensache“: „Es wird das Spiel Schalke gegen Wolfsburg, nicht Schalke gegen Magath.“ So diplomatisch äußerten sich allerdings längst nicht alle seine Kollegen. Jefferson Farfan heizte die Stimmung kräftig an. „Wir lachen wieder in der Kabine“, verwies der Peruaner in einem „Sport Bild“-Interview (Mittwoch) auf die veränderte Stimmungslage seit dem Trainer-Wechsel. „Der psychische Druck von Herrn Magath ist weg.“ Bis vor kurzem hätten „viele Spieler in Angst gelebt“, die Mannschaft habe „gelitten“ und Magaths „unterschiedliche Behandlung“ habe „uns als Gruppe kaputt gemacht“. Starker Tobak.
Laut „Bild“ hat Farfan, der einst die Disziplin unter Magath lobte, sein Team bereits kurz nach der Mailand-Gala darauf eingeschworen, sich am Ex-Coach „für alles zu rächen“. Auch die unter Magath vorübergehend zu den Amateuren verbannten Alexander Baumjohann und Hans Sarpei fühlen sich von allen Fesseln befreit. „Wir hauen Magath weg und sorgen dafür, dass er mit Wolfsburg lange unter drin steht“, tönte Sarpei vor dem Spiel gegen den Tabellen-16. „Ich hatte keine leichte Zeit“, meinte auch der sichtlich wieder aufgeblühte Baumjohann. „Rangnick hat mich wieder aufgebaut.“
Unbestritten aber sind auch Magaths Erfolge, auf die er vor seiner Rückkehr verweist. Im ersten Jahr wurde Schalke mit dem als Magier gefeierten Magath Vizemeister. In dieser Saison führte er die „Knappen“ ins DFB-Pokalfinale und unter die letzten Acht der Königsklasse, bevor er seinen Hut nehmen musste. „Ich denke schon, dass man von guter Arbeit sprechen kann“, betonte der jetzige VfL-Coach, der nur zwei Tage nach dem Aus auf Schalke wieder in Wolfsburg anheuerte. Am Samstag baut er nun auf sein Insiderwissen: „Ich werde versuchen, alles an meine Mannschaft weiterzugeben, was ich über den Gegner weiß“, sagte Magath, der ohne den gesperrten Arne Friedrich auskommen muss.
Rangnick kann auf zusätzliche Motivation seiner Elf verzichten, muss aber aufpassen, dass seine Spieler nicht überziehen. „Spieler anschieben zu müssen, wäre schwieriger als sie zu bremsen. Aber es ist meine Aufgabe, alles in die richtigen Bahnen zu lenken“, sagte der 52-Jährige, der von den Fans nach seinem tollen Wiedereinstand gefeiert werden dürfte. Magath bleibt trotz der Anfeindungen und Kampfansagen gelassen. „Ich kann jedem auf Schalke in die Augen schauen.“