Zeit der Endspiele - Bayer hofft auf BVB-Patzer

Dortmund (dpa) - Im Bundesliga-Titelkampf beginnt die Zeit der Endspiele. Mit einem Erfolg beim Hamburger SV könnte Borussia Dortmund nicht nur für einen Ligarekord mit zwölf Saison-Auswärtssiegen sorgen, sondern auch den wohl entscheidenden Schritt Richtung Meisterschaft tun.

Im Fall einer Niederlage droht jedoch ein Verlust der bisher unumstrittenen Vormachtstellung. „Wenn wir oben bleiben wollen, müssen wir noch ganz viele Punkte sammeln“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp mit Verweis auf die jüngste Erfolgsserie von Bayer Leverkusen.

Die Sorge des Fußball-Lehrers scheint berechtigt: Schließlich erwies sich der Tabellenzweite Bayer ungeachtet der Turbulenzen um den zum Saisonende scheidenden Trainer Jupp Heynckes zuletzt als hartnäckiger Verfolger. Anders als in den vergangenen Jahren, als den Leverkusenern in der Rückrunde stets die Luft ausging, setzen sie diesmal in der zweiten Saisonhälfte zum Höhenflug an. Immerhin 19 von möglichen 21 Zähler verbuchte die Werkself in den vorigen sieben Partien.

Nicht zuletzt deshalb bietet sich am 29. Spieltag die Chance, den vormals satten 12-Punkte-Rückstand auf vier Zähler zu verkürzen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Leverkusen gegen St. Pauli gewinnt, liegt bei 98,6 Prozent. Nicht annähernd so hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir beim HSV gewinnen“, kommentierte Klopp im Fachmagazin „kicker“ die Ausgangslage. Immerhin kämpfen die Hamburger noch um einen Europacup-Platz. Deren Abwehrspieler Heiko Westermann gab sich kämpferisch: „Wir haben nur noch Endspiele und wollen den Meisterschaftskampf noch einmal spannend machen.“

Neben dem Fernduell der beiden Spitzenteams stehen die Rückkehr von Felix Magath an seine alte Wirkungsstätte sowie die beiden Derbys in Nürnberg und Mönchengladbach im Mittelpunkt des Interesses. Nur 24 Tage nach der Trennung vom FC Schalke 04 trifft Magath als Trainer des VfL Wolfsburg auf seinem ehemaligen Club. Diese ungewöhnliche Konstellation hatte schon im Vorfeld der Partie für Diskussionen über Trainer-Transferfristen gesorgt. „Durch die Kurzfristigkeit der Ereignisse bin ich noch zu nah dran, um das einfach abzutun“, beschrieb Magath seine Gefühlslage.

Ein Sieg seiner Mannschaft tut not. Schließlich stecken die „Wölfe“ seit drei Spieltagen in der Abstiegszone fest. Noch prekärer ist die Situation für Borussia Mönchengladbach. Angesichts von fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz ist ein Sieg im 78. Rheinderby über den 1. FC Köln Pflicht. „Wir wollen den Abstand zum rettenden Ufer unbedingt verkürzen“, sagte Sportdirektor Max Eberl vor dem 100. Spiel im Borussia-Park. Die Chancen für das Schlusslicht stehen nicht schlecht: Mit nur sechs Punkten rangieren die Kölner in der Auswärtstabelle auf dem letzten Platz.

Von ähnlich großer Bedeutung für den Kampf um den Klassenverbleib ist das Duell der Tabellennachbarn VfB Stuttgart (15.) mit dem 1. FC Kaiserslautern (14.). Elf Punkte aus den vergangenen fünf Spielen haben dem VfB aus der Abstiegszone verholfen. „Jetzt liegt es an uns. Das war in den vergangenen Wochen nicht so“, sagte Sportdirektor Fredi Bobic.

Der FC Bayern will seinen erst am vergangenen Spieltag eroberten dritten Tabellenplatz festigen. Nach zuletzt drei Siegen reist der Rekordmeister selbstbewusst zum 182. fränkisch-bayrischen Derby nach Nürnberg. Doch noch immer liegt der 2. Platz, der die Qualifikationsspiele zur Champions League ersparen und Planungssicherheit schaffen könnte, bei sieben Zählern Rückstand auf Leverkusen in weiter Ferne. Aber wie Nationalspieler Thomas Müller hoffen alle Bayern-Profis, dass bei den angestrebten sechs Siegen „vielleicht sogar noch ein bisschen mehr drin ist“.