20 Jahre Mainzer Manager: Heidel feiert Jubiläum
Mainz (dpa) - Christian Heidel ist der Rummel um seine Person gar nicht recht. Schlichtweg „grauenhaft“ findet es der Manager des FSV Mainz 05, mit 48 Jahren der dienstälteste seiner Zunft in der Fußball-Bundesliga zu sein.
„Fast schon peinlich“ ist es ihm, dass sein Club eine große Feier zu seinen Ehren organisierte. Heidel will trotz des Jahrestages selbst nicht im Mittelpunkt stehen. „Am wichtigsten sind mir die Menschen, mit denen ich in den letzten 20 Jahren zusammengearbeitet habe. Ohne die hätte ich kein Jubiläum“, sagt Heidel in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Am 1. April 1992 übernahm der ewige 05-Fan nach langem Werben die Leitung der Lizenzspieler-Abteilung. Ehrenamtlich, versteht sich. Bankkaufmann hatte Heidel gelernt und dabei nach eigenem Bekunden 24 Monate lang Kontoauszüge abgeheftet. Schon in jungen Jahren kaufte er sich mit 20 Prozent in ein Mainzer Autohaus ein. Mainz 05 blieb eine Aufgabe, die er aus seinem Büro nebenbei erledigte. Erst nach der Insolvenz des Betriebes wechselte Heidel 2005 in die Festanstellung.
In einer Art Gewaltenteilung sieht der Mainzer seine ideale Arbeitsweise. „Meine Idee war immer, einen starken Trainer zu haben, der im sportlichen Bereich das Sagen hat, so dass ich mich zurückhalten kann“, erklärt Heidel. Sportdirektoren sind für ihn nicht der richtige Weg. „So mancher von denen ist ein halber Trainer“, begründet Heidel seine Ansicht.
Der steile Aufstieg vom No-Name-Team zum selbst ernannten Karnevalsverein ist eng verbunden mit einer Bauchentscheidung des Managers. Die 05er standen in Liga zwei wie so oft am Abgrund. Heidel feuerte zum wiederholten Mal den Trainer und machte an Fastnacht 2001 den verletzten Jürgen Klopp zum Nachfolger. „Ich konnte ja damals nicht wissen, dass er einmal der Klopp werden würde, der er heute ist“, sagt Heidel.
Schon vor dem Klassenerhalt stand für ihn fest: „Den lassen wir nicht mehr gehen.“ Klopp wurde das Gesicht des FSV. „Wir haben dieses Bild gefördert, weil niemand hier neidisch war, dass Kloppo im Rampenlicht stand“, erzählt Heidel.
In seinen 20 Dienstjahren hatte er nur noch zweimal das gleiche Gefühl wie beim Dortmunder Meistertrainer. „Wolfgang Frank und Thomas Tuchel, in die hatte und habe ich grenzenloses Vertrauen.“ Auch bei Tuchel entschied der Bauch. Fünf Tage vor Saisonbeginn 2008 setzte er dem Norweger Jörn Andersen den Stuhl vor die Tür und beförderte den heute 38-jährigen Tuchel vom Jugendcoach zum Cheftrainer.
Heidel ist ein wacher Geist. Die Entwicklungen im Profifußball laufen seiner Ansicht nach nicht in den richtigen Bahnen. „Der Fußball wird manchmal zu wichtig genommen. Das merkt man in der Fanproblematik. Das geht ja fast in Städtekriege über. Dem muss man sofort Einhalt gebieten“, erklärt der 05-Manager. Fußball sei ein Wirtschaftszweig, aber immer noch Sport.
Mit dem Bau der Coface Arena setzte er sich ein sehenswertes Denkmal, das allerdings viel Geld verschlingt. „Das Stadion kostet den Verein im Jahr rund zehn Millionen Euro“, sagt Heidel. Deshalb denkt der 48-Jährige auch nicht ans Aufhören. „Ich fühle mich wohl in Mainz. Das bedeutet nicht, dass ich bis an mein Berufsende bleibe. Weitere 20 Jahre wären sicher heftig.“ Sein Wunsch, sollte er doch einmal genug vom FSV und dem Profifußball haben: „Dass man einmal von mir sagt: Der Mensch war ihm immer wichtig.“