Stale Solbakken: Fast entlassen und doch noch Trainer
Frank Schaefer wurde schon als Nachfolger des Norwegers gehandelt. Aber nur für kurze Zeit.
Köln. Tobias Schmidt ist Pressesprecher des leidgeprüften Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln. Am Sonntag hat er das Mobiltelefon nicht mehr aus der Hand gelegt. „Wir melden uns auf jeden Fall noch ehe es dunkel wird“, scherzte Schmidt. Trainer Stale Solbakken verschwand am frühen Nachmittag im Dienstwagen vom Klubgelände. Alles deutete nach dem 1:2-Debakel in Augsburg auf einen Nachfolger hin, der einer von Solbakkens Vorgängern gewesen war: Frank Schaefer.
Um 16.32 Uhr dann die überraschende Presseerklärung des Klubs, dass Solbakken Trainer bleibt. „Es wird drastische Veränderungen in der Mannschaft und in der Trainingsvorbereitung für das Spiel gegen Bremen geben. Das ist Aufgabe von Stale Solbakken“, teilte der Klub mit.
Dabei war dem Norweger nach der schauerlichen Vorstellung seiner Mannschaft beim Aufsteiger Augsburg eigentlich klar, dass seine Gegenwart in Köln längst Vergangenheit gewesen sein müsste. Eigentlich. Als bei der Pressekonferenz in Augsburg das Handy klingelte, war Solbakkens Frau in der Leitung. „Sie wollte wissen, ob ich morgen noch einen Job habe“, erzählte Solbakken. Und lachte.
Beim 1. FC Köln regiert das Chaos. Seit Wolfgang Overath im November von der Kommandobrücke ging, geht alles drunter und drüber. Claus Horstmann verlor noch im Mannschaftsbus jede Zurückhaltung. „Ich kann das Gelaber dieser Spieler nicht mehr hören“, polterte der Geschäftsführer: „Ihr seid keine Kerle. Das war eine Kapitulation.“
Am Sonntag führte Horstmann den ganzen Tag Krisengespräche, ehe sich am späten Nachmittag das Comeback von Frank Schaefer ankündigte. Aber Köln wäre nicht Köln, wenn das wirklich der Weisheit letzter Schluss gewesen wäre. Stattdessen dann die Kunde, mit Solbakken weitermachen zu wollen.
Werner Wolf, Vorsitzender des Aufsichtsrates: „Wir sind der Überzeugung, dass die sportliche Trendwende mit Stale Solbakken als Trainer möglich ist.“ Es klang nach einem Ultimatum. Gewinnt der Norweger gegen Bremen nicht, beginnt in Köln das Theater von vorne.
Das Spiel in Augsburg war ein Offenbarungseid. „Ich habe nicht gesehen, dass alle wollen, dass wir in der Bundesliga bleiben“, monierte Solbakken und nahm die Niederlage auf seine Kappe. Horstmann: „Alle hatten die Möglichkeit, auf dem Platz zu zeigen, dass sie alles tun, einen Punkt oder mehr zu holen. Aber das habe ich von keinem Spieler gesehen.“
Nach dem ganzen Hickhack kann man in Köln trotzdem nicht den Eindruck gewinnen, dass alle eine klare Vorstellung von der Zukunft haben. Ob die Mannschaft in Augsburg gegen Solbakken gespielt habe, war der Brasilianer Geromel in Augsburg gefragt worden. Seine Antwort: „Ich glaube nicht.“ 24 Stunden später war klar, dass der Glauben den Brasilianer nicht im Stich gelassen hatte. Nach einem Tag der Spekulationen bleibt Solbakken Trainer. Bis auf Weiteres.