Dutt geht, Hyypiä übernimmt
Der Finne Hyypiä soll die Stimmung bei der Werkself verbessern. Dutts Abschied mit Stil.
Leverkusen. Das Ende hatte Stil, aber das war ja immer schon das geringste Problem von Bayer Leverkusen. Der gerade entlassene Trainer Robin Dutt war Teil seines eigenen Abschieds, saß neben Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Sportchef Rudi Völler.
„Es ist emotional schmerzhaft, aber der Schritt der Verantwortlichen ist nachzuvollziehen, die letzte Patrone einzusetzen“, sagte Dutt und erklärte seine überraschende Anwesenheit: „Ich bin durch die Vordertür im Sommer rein, und möchte nicht durch die Hintertür raus.“ Er habe das Gefühl gehabt, „dass ich nach dem Sieg gegen Bayern den Schlüssel gefunden habe, in den letzten vier Wochen sind aber Dinge passiert, die ich jetzt noch nicht analysieren kann“.
Tatsächlich hat Bayer Leverkusen nach dem 1:7 beim FC Barcelona in der Champions League nur noch verloren, vier Mal in Folge, das debakulöse 0:2 gegen den SC Freiburg am Samstag war 90 Minuten lang begleitet von ironischen Gesängen der Leverkusener Fans, die Trainer Dutt höhnisch feierten. „Hier hat sich eine resignative Stimmung breit gemacht“, sagte Holzhäuser
Dutt hatte seine für ihn persönlich zermürbende Saison schon in den ersten Wochen seiner Amtszeit vorbereitet, als er viele Stammspieler durch kuriose Wechselspiele gegen sich aufbrachte — und gleich gegen Dynamo Dresden im DFB-Pokal und den FSV Mainz in der Liga verlor. Diesem Fehlstart lief der 47-Jährige neun Monate hinterher, dem einst so spielstarken Team konnte er nie einen eigenen Stil vermitteln. Und scheiterte auch — wie schon der Trainer Bruno Labbadia in Leverkusen vor der erfolgreichen Heynckes-Ära — am Verhältnis zur Mannschaft, die sich offensichtlich nicht mehr für ihn zerriss.
„Die ganze Aktion trifft mich menschlich. Wir mussten so etwas schon des öfteren machen. Es ist mir noch nie so schwer gefallen wie dieses Mal. Das Minimalziel Europa League ist in Gefahr, die Grundstimmung hier muss verbessert werden“, sagte Holzhäuser, der mit Völler sehr lange hinter Dutt stand.
Retter im Kampf um die Europa League soll nun Sami Hyypiä (38) im Verbund mit U19-Trainer und Lizenz-Inhaber Sascha Lewandowski (40) sein. Der 105-malige finnische Ex-Nationalspieler Hyypiä spielte bis zur vergangenen Saison selbst in Leverkusens Abwehr, bastelte bis Sonntag in Finnland an seinem Fußball-Lehrer und hatte in der Vorrunde ein sechswöchiges Praktikum unter Dutt in Leverkusen absolviert. „So ist der Fußball“, sagte Hyypiä, der bei den Spielern hohes Ansehen genießen soll. „Wir wollen einem verunsicherten Team Wege aufzuzeigen, um Bayer Leverkusen wieder in die Erfolgsspur zu bringen.“
Hyypiä sei eine Lösung, die längeren Bestand haben könne, sagte Holzhäuser, der den Gedanken an den Ex-Spieler schon lange mit sich herumtrug. Leverkusen wird abwarten, wie der vielversprechende Finne mitsamt seiner sprachlichen Probleme einschlägt. Geht das Unternehmen schief, könnte womöglich Ralf Rangnick zur kommenden Saison übernehmen.