Bundesliga 3:2 gegen Bremen: Tuchels glückliches Händchen
Die eingewechselten Shinji Kagawa und Adrian Ramos wenden gegen Werder Bremen die drohende Niederlage ab. Jetzt fiebert Dortmund dem Wiedersehen mit Ex-Trainer Jürgen Klopp entgehen.
Dortmund. Die Klänge gingen durch und durch, trafen die Stimmung im Stadion. Gerade hatte Borussia Dortmund den SV Werder Bremen mit 3:2 (0:0) besiegt, als der Plattenteller sich bereits in Richtung Zukunft drehte. Der BVB spielt nach einjähriger Abstinenz in der kommenden Saison wieder in der Champions League. Was also hätte dieses Glücksgefühl, realisiert bereits sechs Spieltage vor dem Saisonende, besser dokumentieren können als die Musik des Royal Philharmonic Orchestras.
Es war kein Dienstag und auch kein Mittwoch. Es war ein Samstagabend im Fußballtempel an der B1, als die Champions-League-Melodie den BVB-Fans unter den mehr als 80 000 Zuschauern Gänsehaut bereitete. Dortmund ist wieder da, wo sich der Verein dauerhaft sieht — in der Königsklasse. Da durfte es gerne schon einmal Vorfreude für die Ohren geben. Warum auch nicht. Schwarz-Gelb hat sich dafür auf beeindruckende Weise qualifiziert. Die Zwischenbilanz mit 67 Punkten nach 28 Spieltagen ist besser als in den Meisterjahren 2011 und 2012. Ein neuer Vereinsrekord, der gegen die Norddeutschen aber zwischenzeitlich nicht in Stein gemeißelt schien.
Wichtig, dass Thomas Tuchel den Sieg einwechselte. Shinji Kagawa war drei Minuten im Spiel, als er zum 2:2 ausglich (77.), Adrian Ramos war noch fixer und köpfte zum 3:2 (82.), nachdem er erst 120 Sekunden zuvor das Spielfeld betreten hatte. Haben Sie ein goldenes Händchen, wurde Thomas Tuchel später gefragt. „Ich habe goldene Spieler eingewechselt“, antwortete der Trainer. Um seine Worte dann zu untermauern: „Ich finde es großartig, wie die Jungs ihr Ego zurückstecken und ihren Groll, dass sie nicht von Beginn an dabei sind, in Tore umwandeln.“
Es hatte in der Tat einiger personeller Auffrischung bedurft, um die spielerische Überlegenheit gegen Werder auch in Zahlen auszudrücken. Nach Pierre-Emerick Aubameyangs 23. Saisontor (1:0, 53.) schien sich der BVB im Hinblick auf das reizvolle Duell mit dem FC Liverpool am kommenden Donnerstag in der Europa League schon eine mentale Auszeit zu nehmen. War kurzzeitig nicht mehr so fokussiert, nicht mehr so konzentriert.
Was Folgen hatte: Mit einem Doppelschlag durch Alejandro Galvez (69.) und Zlatko Junuzovic (75.) ging Werder urplötzlich in Führung, nachdem es die Offensivbemühungen etwas forciert hatte. Dass der BVB danach noch einmal zurückkam, spricht für die enorme Qualität in dieser Spielzeit. „Ich hatte nie das Gefühl, dass wir wirklich verlieren könnten“, gab der überzeugende Youngster Julian Weigl zu. Was vielleicht ein überheblich klingen mag, aber nicht so gemeint war. Dortmund drehte dezent an der Temposchraube und beschwor — meist initiiert durch Gonzalo Castro und Henrikh Mkhitaryan — immer wieder gefährliche Situationen vor dem Bremer Tor herauf. Nutznießer waren zwei Einwechselspieler.
Klar, dass Viktor Skripnik auf Werder-Seite nach dem furiosen Finale betrübt war. Der Trainer sagte: „Ein Punkt wäre für uns Gold gewesen. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, gegen wen wir gespielt haben.“
Eben gegen Dortmunder, für die ab sofort die Vorbereitung auf das höchst emotionale Wiedersehen mit Jürgen Klopp folgt. „Meine größte Sorge ist, dass wir uns von dem ganzen Drumherum einlullen lassen könnten“, betonte Geschäftsführer Aki Watzke im Aktuellen Sportstudio. „Mister Goldfinger“ Thomas Tuchel dürfte etwas dagegen haben: „Ab Montag bereiten wir uns auf die Roten vor.“ Dann auch wieder mit Mats Hummels, der gegen Bremen geschont wurde, und „Papa“ Sokratis, der wegen Magen-Darm-Problemen passen musste.
Dortmund: Bürki (3), Piszczek (3,5), Ginter (3), Bender (4), Schmelzer (3), Durm (3), Weigl (2), Castro (2,5), Mkhitaryan (2,5), Aubameyang (3), Reus (4,5)
Bremen: Wiedwald (3), Gebre Selassie (3,5), Galvez (3), Vestergaard (3), Garcia (4,5), Grillitsch (3,5), Yatabaré (2,5), Fritz (3,5), Junuzovic (3), Sternberg (4,5), Ujah (4)