96-Coach Slomka: Auch in China ein gefragter Mann

Hannover (dpa) - Über fehlende Wertschätzung kann sich Mirko Slomka derzeit nicht beklagen. Der völlig unerwartete Höhenflug von Hannover 96 hat den Trainer des Bundesliga-Überraschungsteams in den Fokus gerückt.

Vor allem der 3:1-Coup gegen den FC Bayern München sorgte sogar außerhalb Deutschlands für Aufsehen. „Wenn die größte Sportzeitung Chinas ankommt und nach einem Interview anfragt, zeigt das, dass Hannover 96 auch international Erwähnung findet. Das geht nur mit einem Sieg über die Bayern“, stellte Slomka fest.

Spätestens seit dem in Hannover euphorisch gefeierten Triumph gegen das Münchner Star-Ensemble hat der 43 Jahre alte Fußball-Lehrer die Zurückhaltung abgelegt, die einige seiner Berufskollegen derzeit pflegen. Während sich BVB-Trainer Jürgen Klopp beharrlich weigert, das „M-Wort“ in den Mund zu nehmen, gab Slomka in dieser Woche frank und frei die Parole aus: „Natürlich sind wir reif für Europa.“ Eine Aussage, die ihm nicht als Überheblichkeit angekreidet wird, selbst wenn seiner Mannschaft nach einer überragenden Saison doch noch die Luft auf der Zielgeraden ausgehen sollte.

Doch bisher wartete die Konkurrenz vergeblich auf eine längere Durststrecke des 96-Teams, das vorige Saison erst am letzten Spieltag den Abstieg verhinderte und in dieser Spielzeit von Vereinsrekord zu Vereinsrekord eilt. „Die wichtigen Reizpunkte setzen wir im Training. Ich lege Wert auf den konditionellen Aspekt, da lassen wir nicht locker“, erläuterte Slomka sein Erfolgsgeheimnis.

Die professionelle Zusammenarbeit mit Sportdirektor Jörg Schmadtke trägt Früchte. Schmadtke holte für wenig Geld unter anderen die Torjäger Didier Ya Konan und Mohammed Abdellaoue sowie den Abwehrrecken Emanuel Pogatetz. Die 96-Profis sind körperlich topfit und verblüffen die Bundesliga-Konkurrenten mit ihrer schnellen, direkten Spielweise und einer großen Effektivität beim Abschluss.

Clubchef Martin Kind, der nichts so sehr schätzt wie „konstruktive und zielgerichtete Arbeit“, hatte im Januar nach einem längeren Hickhack den Vertrag mit Slomka bis 2013 verlängert. Ein erstes Angebot hatte der frühere Schalke-Coach vor Weihnachten abgelehnt und dabei auch „fehlende Wertschätzung“ beklagt. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. Mit jedem 96-Sieg steigt die Wertschätzung für den Trainer, der wie die Fans auf Europapokalspiele in seinem Wohnort Hannover hofft: „Der Verein ist gut aufgestellt, die Stadt sowieso.“