Trainer auf Bewährung: Ein riskantes Spiel
Düsseldorf (dpa) - Chaos auf Schalke und in Hamburg, riskantes Spiel in München, Unruhe in Leverkusen, Schleudersitz in Frankfurt: In der Fußball-Bundesliga ist vor dem 26. Spieltag der Teufel los.
Drei Star-Trainer arbeiten von sofort an bis zur besiegelten Trennung am Saisonende auf Bewährung. Für Bayern Münchens Chefcoach Louis van Gaal und seinen Kollegen Armin Veh vom Hamburger SV beginnt der Abschied auf Raten im Nord-Süd-Gipfel. Schalke-Trainer Felix Magath muss erst gegen Eintracht Frankfurt und dann zum „Männer-Gespräch“ beim Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies antreten.
Die Trennung von Magath ist wohl beschlossen, aber bis Freitag nicht offiziell bestätigt worden. „Wir müssen die Reißleine ziehen.“ Mit dieser Aussage ließ Tönnies keine Zweifel am vorzeitigen Rauswurf Magaths, der selbst vor und nach dem Champions-League-Sieg gegen den FC Valencia (3:1) den Ahnungslosen spielte. Mit einem Erfolg gegen Frankfurt könnte das explosive Klima auf Schalke noch angeheizt, zugleich aber auch Eintracht-Trainer Michael Skibbe vorzeitig in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Nach acht sieg- und torlosen Partien könnte es ein „Endspiel“ für ihn sein.
Beim krisengeschüttelten Hamburger SV hat Armin Veh zwar selbst seine Kündigung zum Saisonende ausgesprochen, womöglich kann er seine Sachen aber schon nach einer Niederlage gegen Meister Bayern packen. Mit unverblümter Kritik an die Chefetage („Wir sind aus meiner Sicht führungslos“) hat Veh sicher nicht für seinen Verbleib geworben.
Groß ist die Anspannung ebenso beim FC Bayern München, der mit dem Festhalten an van Gaal kein unerhebliches Risiko eingeht. „Wir sind natürlich alle angespannt und nervös, weil wir unbedingt die Qualifikation für die Champions League schaffen müssen“, sagte Uli Hoeneß in den „Kieler Nachrichten“. Deshalb will der große Kritiker des Trainers nun den Niederländer „stärken bis zum letzten Tag“. Auch Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger hofft mit van Gaal noch die Kurve zu kriegen: „Wir müssen schauen, dass wir in die Champions League kommen. Keiner hat Lust in der Europa League zu spielen.“
Die Königsklasse ist auch das Ziel des Tabellenzweiten Bayer Leverkusen, der mehr mit dem Hickhack um Michael Ballack und der Vertragsverlängerung von Trainer Jupp Heynckes beschäftigt war. Ob die Unruhe auch zur 2:3-Pleite in der Europa League gegen Villarreal beigetragen hat? Ein Schock ist das Beinahe-Aus im Achtelfinale vor dem Spitzenspiel beim FSV Mainz 05 allemal. Die Rheinhessen verloren sechs der letzten acht Partien im eigenen Stadion, Bayer gehört zu den auswärtsstärksten Clubs (acht Siege) der Liga. „Der Wunsch nach einem Heimsieg ist bei uns sehr groß“, sagte der Mainzer Trainer Thomas Tuchel.
Während es bei den Rivalen bebt und brodelt, herrscht beim Branchenprimus vor dem Duell bei 1899 Hoffenheim Ruhe. „Wir müssen hellwach und hochkonzentriert sein“, fordert BVB-Coach Jürgen Klopp höchste Aufmerksamkeit. Trotz des Gewinns von nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen hält er Hoffenheim für gefährlich. „Die wollen eine Reaktion zeigen“, erwartet Klopp, „und dann kommt der Tabellenführer. In diesem Spiel können sie einiges regeln.“ Mit einem Sieg würden die „Schwarz-Gelben“ einen Rekord aufstellen: Es wäre der zwölfte Auswärtserfolg der Saison.
Oben dranbleiben will der 1. FC Nürnberg, der beim Tabellen-15. VfL Wolfsburg gastiert. „Die Mannschaft ist weiter hungrig, hat Spaß und gute Laune“, sagte „Club“-Trainer Dieter Hecking. Die Serie von sieben Spielen ohne Niederlage soll ausgebaut werden. Wie bei den Niedersachsen geht es auch im Duell Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach und dem FC St. Pauli gegen den VfB Stuttgart um Punkte gegen den Abstieg. Allgemeingültigkeit hat da, was St. Pauli-Torwart Thomas Kessler sagte: „Wir müssen in die Spur kommen.“