Vor Keller-Hit: Pauli-Keeper Kessler schlägt Alarm
Hamburg (dpa) - Nach dem Sinkflug in der Bundesliga-Tabelle und vor der Woche der Wahrheit hat Torhüter Thomas Kessler beim FC St. Pauli Alarm geschlagen und den „Umkehrschub“ gefordert.
„Jetzt ist auch der Letzte bei uns wach“, sagte der Keeper nach drei bitteren Pleiten mit 0:8 Toren. Dabei prangerte er die Selbstzufriedenheit seit dem umjubelten 1:0-Triumph beim großen Stadtnachbarn HSV an, die den Aufsteiger prompt wieder in den Abstiegskampf befördert hat.
„Jeder, der sich nach dem Derby-Sieg in die Tasche gelogen hat, dass wir schon gerettet sind, weiß nun Bescheid“, betonte Kessler vor den richtungsweisenden Duellen mit den direkten Rivalen VfB Stuttgart am Sonntag und eine Woche später bei Eintracht Frankfurt. „Wir müssen in die Spur kommen, am besten fangen wir am Sonntag damit an“, sagte Kessler der „Bild“. Nach dem 0:5-Rückschlag in Nürnberg erwartet auch Kollege Dennis Daube eine Trotzreaktion. „Wir haben die Klatsche gut weggesteckt und wissen, was auf dem Spiel steht. Gegen Stuttgart werden wir alles besser machen“, versprach er.
Allerdings hat auch der VfB, der noch drei Punkte weniger als St. Pauli aufweist und derzeit Relegationsplatz 16 belegt, den Ernst der Lage erkannt. „Wir können da ein Ausrufungszeichen setzen“, meinte Manager Fredi Bobic. „Die Ausgangslage für uns hat sich verbessert“, sagte Trainer Bruno Labbadia. Aber wir dürfen noch nicht sagen ,Wir sind der VfB und spielen bei St. Pauli', sondern uns muss klar sein, dass wir Drittletzter sind und St. Pauli vor uns steht“, mahnte er.
Das Kellerduell ist für den VfB das erste von fünf „Endspielen“: Nacheinander geht es gegen die direkten Rivalen St. Pauli, Wolfsburg, Bremen, Kaiserslautern und Köln. Immerhin gelangen den Schwaben zuletzt gegen Frankfurt und Schalke erstmals in dieser Saison zwei Siege nacheinander. „Die Niederlage gegen Nürnberg (1:4) hat uns die Augen geöffnet. Jeder hat gemerkt: Wenn wir so weitermachen, dann wird das nichts. Dann gehen die Lichter aus“, berichtete Profi Georg Niedermeier. Allerdings weiß Teamkollege Zdravko Kuzmanovic, dass es auch schnell wieder anders laufen kann: „Wir wissen alle ganz genau: Wenn wir das Spiel verlieren, sieht es wieder düster aus.“
Zu den Sorgen im sportlichen Überlebenskampf kommen hüben wie drüben personelle Probleme: Trainer Holger Stanislawski freut sich zwar über den neuen Rasen im ausverkauften Millerntor-Stadion, er muss aber eine komplette Vierkette ersetzen: Carsten Rothenbach, Fabio Morena, Carlos Zambrano und Bastian Oczipka sind verletzt. Für den gesperrten Mittelfeldmotor Matthias Lehmann rückt Daube in die Elf. Beim VfB fehlen neben dem gesperrten Kapitän Matthieu Delpierre wegen Verletzungen oder Erkrankungen Arthur Boka, Patrick Funk, Marc Ziegler sowie die Nationalspieler Cacau und Khalid Boulahrouz.
Bei Nationalstürmer Cacau ist mittlerweile fraglich, ob er in dieser Saison noch einmal spielen kann. Der 29-Jährige hat wie Boulahrouz Adduktoren-Probleme. „Das ist eine blöde Situation für ihn und für uns. Wir treten auf der Stelle“, sagte Labbadia. „Eine Alternative wäre eine Leisten-OP. Man muss aber auch sehen, ob wir die vielleicht nach hinten schieben. Mehr kaputt gehen kann bei ihm nicht mehr.“