Van Gaals Motivation: „Will mit Stolz weggehen“
München (dpa) - Kämpfen statt flüchten. Louis van Gaal will den FC Bayern am Saisonende unbedingt mit erhobenem Haupt verlassen. „Ich will mit Stolz weggehen. Ich hoffe, dass ich diesen Club noch durch den Vordereingang verlassen kann.
Da geht es auch um meine Ehre“, sagte der Trainer.
Im Heimspiel gegen den Hamburger SV will van Gaal mit seinem nach drei Pflichtspielniederlagen schwer angeschlagenen Team zum Befreiungsschlag ausholen. Denn der Coach weiß, dass der Rekordmeister und er selbst in einer „gefährlichen Situation“ stecken.
„Wir müssen fast alles gewinnen“, erklärte der 59-Jährige. Auch der Kapitän weiß, dass die Partie gegen den HSV, der durch den angekündigten Rückzug von Trainer Armin Veh in einem ähnlichen Dilemma steckt, das nächste Endspiel ist. „Wir müssen auf Teufel komm raus punkten. Jeder ist gewarnt, jeder ist hellwach, jeder muss seine Leistung bringen“, verkündete Lahm kämpferisch: „In der Europa League wollen wir mit Sicherheit nicht spielen. Der FC Bayern gehört in die Champions League.“
Van Gaal äußerte sich in seiner ersten Pressekonferenz nach der mit dem Bayern-Vorstand vereinbarten vorzeitigen Trennung enttäuscht über diese Entwicklung. „Es ist für mich traurig, dass ich meine Arbeit nicht weiterführen kann.“ Aber für beide Seiten sei es wohl eine „vernünftige“ Lösung: „Vielleicht ist es für diesen Verein besser, wenn ich weggehe.“ Die Differenzen waren einfach zu groß geworden.
Jetzt gehe es einzig und allein um den Club. „Bayern München ist größer als van Gaal - aber auch größer als der Vorstand“, bemerkte der Holländer. Im Sommer plant er eine Auszeit, „ein Sabbat-Jahr“, aber vorher will er seine „gute Beziehung“ zur Mannschaft mit dem Erreichen der Minimalziele noch zu einem guten Ende führen. „Jeder Spieler will etwas machen für mich, das weiß ich“, meinte van Gaal: „Das Umgehen mit den Umständen ist nicht einfach für die Spieler.“
Lahm versicherte, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer „immer noch gut“ sei: „Wir machen ganz normal unsere Arbeit weiter mit unserem Trainer - wie vorher auch.“ Eine sofortige taktische Korrektur mahnte der Kapitän dennoch an: „Wir müssen als Mannschaft wieder defensiver denken.“ Den gesperrten Breno wird in der Innenverteidigung wohl Luiz Gustavo ersetzen. Man müsse „alles in die Waagschale werfen“, um gegen den HSV und danach im Champions-League-Rückspiel gegen Inter Mailand „wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren“, forderte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.
Das Tohuwabohu beim HSV ist nicht kleiner als bei den Bayern. Auch bei den Hanseaten geht Trainer Veh (spätestens) am Saisonende. Der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann ist am 31. Dezember weg, der neue Sportchef Frank Arnesen kommt erst am 1. Juli. Bange Frage beim HSV: Wer plant eigentlich? Das Spiel in München scheint da nur Staffage. „Das ist ein Aufeinandertreffen zweier angeschlagener Mannschaften“, betonte Veh und erwartet keinen Hochgenuss. Noch schielen die Hamburger auf Rang fünf, der den Zugang zur Europa League bedeutet.
Fehlende Motivation bei sich und den Spielern will Veh nicht ausgemacht haben. „Das glaube ich nicht“, meinte er. Ein mögliches Alibi hat er seinen Spielern dennoch zugespielt, nämlich die Unruhe im Verein, bei der man nicht arbeiten könne, wie er bei seiner Abschiedsankündigung bekannt hatte. Nun wird spekuliert, dass Veh womöglich früher gehen könnte oder gehen muss. Als Übergangslösung stände Co-Trainer Michael Oenning, einst Chef beim 1. FC Nürnberg, bereit. Vorstandschef Hoffmann, der den Trainer beurlauben könnte, hat sich allerdings in die Ferien abgemeldet und fährt Ski.