96: Hals nicht voll - Lautern: Wasser bis zum Hals

Hannover (dpa) - 41 Punkte nach 23 Spieltagen machen Hannover 96 froh und mutig. Der Tabellenvierte will den Europapokal-Platz bis zum Saisonende verteidigen. Kaiserslautern wartet auf den ersten Rückrundensieg.

Dem Neuling droht nach der 0:3-Pleite der direkte Abstieg.

Die 40-Punkte-Marke vorzeitig geknackt, das Thema Abstiegskampf abgehakt, ein Top-Fünf-Platz als neues Ziel benannt: Der Überraschungsvierte Hannover 96 ist nicht zu bremsen. „Wir wollen alle nach Europa“, tönte Torjäger Didier Ya Konan, der beim klaren 3:0 (3:0) gegen den Abstiegskandidaten 1. FC Kaiserslautern als dreifacher Vorbereiter glänzte. Während das 96-Team den Hals nicht voll kriegen kann, steht den Pfälzer nach dem sechsten sieglosen Rückrundenspiel das Wasser bis zum Hals.

Dem Aufsteiger droht der direkte Bundesliga-Abstieg, die lange Durststrecke und der Absturz auf Relegationsplatz 16 zeigen Wirkung. „Wir spielen seit dem ersten Spieltag gegen den Abstieg und daran hat sich auch nichts geändert“, versicherte Trainer Marco Kurz, extra zum Mitschreiben für alle Medien. Doch seine Mannschaft, noch vor einer Woche beim 1:1 gegen Dortmund viel gelobt, agierte harmlos, wirkte verunsichert und war nicht in der Lage, den Hebel nach dem frühen Rückstand umzulegen. Ein Aufwärtstrend sieht anders aus.

„Die Situation ist schwierig. Ich hoffe, dass es im Umfeld ruhig bleibt. Unruhe von Außen würde uns jetzt nicht gut tun“, erklärte Verteidiger Florian Dick. Vorstandschef Stefan Kuntz ist es bisher gelungen, Unruhe zu verhindern. Diesen Kurs will er beibehalten. „Wir müssen in Ruhe mit unseren Möglichkeiten weiterarbeiten. Dann werden wir unten auch wieder rauskommen“, erklärte der Ex-Nationalspieler. Kuntz setzt auf einen langen Atem, obwohl einigen Profis wie etwa Torjäger Srdjan Lakic die Luft auszugehen scheint. Der Kroate, der im Sommer nach Wolfsburg wechselt, hat 2011 noch nicht getroffen.

Wie man es besser macht, zeigten die 96-Stürmer Jan Schlaudraff mit einem Doppelpack (17./57.) und Mohamed Abdellaoue (45.). Die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka imponierte durch Kaltblütigkeit beim Abschluss und Entschlossenheit in der Abwehr, Eigenschaften, die den „Roten Teufeln“ fehlten. „Wir sind natürlich froh, dass wir so früh die 40-Punkte-Marke geknackt haben. Das ist nach der letzten Saison für uns, das Umfeld und die Fans toll“, erklärte Slomka.

Der 96-Coach legte mit seinen Spielern die Marschroute für die letzten elf Partien fest. „Wir wollen natürlich oben dran bleiben und dieser grandiosen Saison das i-Tüpfelchen aufsetzen“, sagte Defensivspieler Christian Schulz. Die erste Qualifikation für einen Europapokal-Wettbewerb seit 1992 - damals als DFB-Pokalsieger - ist keine Utopie.

Kleiner Wermutstropfen und für Clubchef Martin Kind ein großes Ärgernis: Den Menschen in und um Hannover scheint der 96-Höhenflug nicht ganz so wichtig zu sein. Mit 35 412 Fans war das 49 000 Zuschauer fassende Stadion längst nicht ausverkauft.