Werder wie ein Zweitligist - „bitterer Moment“

Hamburg (dpa) - „Zweite Liga - Bremen ist dabei“ hallte es nach der 0:4 (0:1)-Demütigung im Nordderby von den Rängen des Hamburger Stadions. Am späten Abend machten rund 250 Werder-Fans ihrem Unmut Luft und blockierten den Mannschaftsbus bei der Rückkehr am Weserstadion.

Den Schmähungen der Anhänger mochte kein Bremer widersprechen. „Wir müssen um Vergebung bitten für unsere Leistung, so etwas darf man nicht abliefern“, sagte Werders ob der desolaten Vorstellung konsternierter Sportchef Klaus Allofs. „Das ist ein bitterer Moment. Da kann man sich als Bremer nur schämen“, ergänzte Kapitän Torsten Frings.

Thomas Schaaf wird beim viermaligen deutschen Meister aber weiterhin nicht infrage gestellt. „Da werden wir nichts ändern, der Trainer steht nicht zur Disposition. Dass erfahrene Spieler derartige Fehler machen, ist nicht zu erklären. Das ist nicht der Fehler von Thomas Schaaf“, stellte Allofs nach der Pleite unmissverständlich fest.

Ratlos und hilflos hatte das Gespann auf der Bank 90 Minuten lang mitansehen müssen, wie selbst ein Leistungsträger wie Per Mertesacker zum Sicherheitsrisiko wurde. Der Nationalspieler, an dem sich die Mitspieler aufrichten sollten, war gleich an drei Gegentoren mitschuldig. Nach Herzenslust konnten Mladen Petric (42.), Paolo Guerrero (64./79.) und Änis Ben-Hatira (87.) durch die Abwehr laufen - Werder war für den nach dem verlorenen Stadtduell gegen St. Pauli gefrusteten HSV ein willkommener Aufbaugegner.

„Das war wirklich ein rabenschwarzer Tag für uns, der nicht so leicht zu verkraften ist“, räumte Mertesacker ein und flüchtete sich dann in Durchhalteparolen: „Wir haben aber auch in der Vergangenheit gezeigt, dass wir durchaus aufstehen können ­ und das werden wir auch tun. Darin bin ich erprobt, nicht nur ich, sondern auch andere Personen. Deswegen freue ich mich auf die besseren Zeiten.“

Weiter hart arbeiten und sich nicht beirren lassen, lautet die Devise beim Tabellen-14, der nur einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. „Es nützt nichts, jetzt irgendwelche unmöglichen Dinge zu versuchen. Wir müssen hoffen, dass Spieler wie Wesley und Pizarro in den nächsten Wochen wieder zurückkommen und wir damit weitere Möglichkeiten haben“, sagte Allofs. Schaaf ergänzte: „Wir beschönigen ja nichts, wir nehmen die Kritik an und versuchen uns zu wehren.“ Die Trainingsleistungen gäben Hoffnung, betonte er vor dem Heimspiel am nächsten Sonntag gegen Bayer Leverkusen.

Die Bemühungen auf dem Platz waren dafür umso kläglicher. „Anscheinend haben noch nicht alle verstanden, dass es hier gegen den Abstieg geht“, sagte Sebastian Prödl. Neben der konfusen Abwehr um Mertesacker war auch die früher so starke Offensive ein Ausfall. „Wir standen in den letzten Jahren auch immer für unseren Offensivfußball, jetzt kommt in der Offensive nicht viel“, analysierte Clemens Fritz.

Ohne Bindung zum Team war Marko Arnautovic als einzige Spitze überfordert, den schwedischen Neuzugang Denni Avdic ließ Schaaf auf der Bank. Neben Pizarro wird Winterabgang Hugo Almeida schmerzlich vermisst. Und den Weggang von Mesut Özil hat die Mannschaft noch immer nicht verkraftet. Weder Aaron Hunt noch Marko Marin können die Lücke des Spielgestalters füllen. Mit Blick auf die Tabelle waren die Bremer noch froh, dass Mitkonkurrenten wie Wolfsburg, Kaiserslautern und Köln keine Siege einfahren konnten. „Sicherlich kann man im Endeffekt froh sein, dass die Mannschaften um uns herum auch nicht punkten, aber so kommen wir da unten auch nicht raus“, sagte Fritz.