Acht Spiele Sperre für HSV-Profi Paolo Guerrero
Hamburg (dpa) - Paolo Guerrero muss nach dem üblen Tritt gegen Stuttgarts Torhüter Sven Ulreich acht Spiele zuschauen - und auch der Hamburger SV beugt sich dem drastischen DFB-Urteil.
„Ich finde die Strafe zu hart, vier bis sechs Wochen wären genug. Ich glaube, man will ein Exempel statuieren, aber wir müssen damit leben“, sagte HSV-Trainer Thorsten Fink und erklärte am Dienstag, der Club werde keinen Einspruch einlegen.
Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte Guerrero zuvor in Frankfurt/Main im Einzelrichter-Verfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen einer Tätlichkeit gesperrt. Der Zeitraum beläuft sich auf sieben Wochen, durch eine „Englische Woche“ sind es aber acht Spiele. Der HSV hatte zunächst angekündigt, sich dagegen wehren zu wollen.
Guerrero war Ulreich am Samstag in der 54. Minute beim Heimspiel gegen den VfB (0:4) in Höhe der Eckfahne mit gestrecktem Bein von hinten gegen den linken Unterschenkel gesprungen. Daraufhin hatte ihn Schiedsrichter Peter Sippel aus München des Feldes verwiesen.
Zusätzlich zur siebenwöchigen Fußball-Pause wollte der HSV am Dienstag die Geldstrafe für den Südamerikaner festlegen. Zwar hatte er den Verein durch seinen Flaschenwurf vor fast zwei Jahren in die negativen Schlagzeilen gebracht, auf dem Platz war es aber die erste Rote Karte für den heißblütigen Angreifer. Dabei ist die Haltung des Clubs eindeutig: Guerrero muss endlich einsichtig werden und darf sich keine Ausraster mehr leisten. „Paolo hat in den vergangenen Jahren viel gelernt und wird auch aus dieser Situation lernen“, weiß Förderer Fink.
Fallen gelassen wird der mit mehr als vier Millionen Euro bestverdienende HSV-Profi nicht. Es gab nie Überlegungen, sich zu trennen. Fink setzt weiter auf seinen Lieblingsstürmer, der erst durch die Zuwendung des ehemaligen Bayern-Profis und die zentrale Rolle im Sturm zu guter Form auflief. „Jetzt muss er dranbleiben, muss trotzdem Führungsspieler bleiben. Und wir müssen ihm alle helfen, denn er ist sehr frustriert“, betonte der Fußball-Lehrer.
Ein Zeichen setzte der finanziell klamme Club beim lange schwelenden Thema Mladen Petric. Das finanziell gute Angebot, das der HSV dem 31 Jahre alten Kroaten im vergangenen Sommer unterbreitet hatte, galt schon lange nicht mehr. Doch nun soll es nicht einmal mehr eine Zusammenarbeit zu schlechteren Konditionen geben. Mit einem Gehalt von mehr als 2,5 Millionen Euro ist der verletzungsanfällige Angreifer, der in 127 Partien für den HSV 60 Treffer erzielte, zu teuer.
Petric muss in den nächsten acht Partien den Ausfall von Guerrero kompensieren und kann sich für einen langfristigen Vertrag bei einem neuen Verein empfehlen. „Er ist ein guter Junge und wird sich voll einsetzen“, meinte Fink, „er will sich sicher ordentlich verabschieden.“
Für die Zukunft heißt die HSV-Philosophie: mehr junge hungrige als ältere und teure Profis. So soll sich der an Düsseldorf ausgeliehene Offensivspieler Maximilian Beister ab Sommer auch in der Bundesliga durchsetzen, sein Vertrag wurde bis 2016 verlängert. Zudem ist Sportdirektor Frank Arnesen zum FC Chelsea geflogen, um das Leihgeschäft von Innenverteidiger Jeffrey Bruma für ein weiteres Jahr abzusichern und möglicherweise über weitere Zugänge im Sturm zu verhandeln.