Ärger um Podolski und unnötiges 0:1 gegen HSV

Köln (dpa) - Großer Ärger um Lukas Podolski und eine unnötige Heimpleite gegen den HSV haben dem 1. FC Köln die Karnevalsstimmung gründlich verdorben. Das Frust-Interview des Nationalspielers passte zur schwachen Leistung der Kölner beim hochverdienten 0:1 (0:0) gegen Hamburger SV.

Die Hanseaten zogen durch das sechste Saisontor des Peruaners Paolo Guerrero (88.) in der Tabelle am FC vorbei und setzten sich nach ihrem vierten Auswärtssieg als Tabellenzehnter erst einmal im Mittelfeld der Fußball-Bundesliga fest. Über das Sportliche sprach bei den Kölnern fast niemand.

Podolski hatte seinem Arbeitgeber in der „Bild am Sonntag“ in überraschend scharfem Ton Konzeptlosigkeit, nicht eingehaltene Versprechen und fehlende Perspektive vorgeworfen und damit vor der Karnevalssitzung am Montag für reichlich Zündstoff gesorgt. Nicht wenige werteten seine öffentliche Kritik als erste Abschiedsankündigung. Der Vertrag des Publikumslieblings läuft bis 2013.

Köln will weiter so schnell wie möglich mit seiner Identifikationsfigur verlängern, wie Geschäftsführer Claus Horstmann noch einmal bestätigte: „Das hat oberste Priorität“, sagte Horstmann. Aber vor ernsthaften Gesprächen muss Podolski erst einmal zum Rapport. „Auch Lukas muss sich an die Spielregeln halten. Hier wurden die Spielregeln deutlich überschritten, und das akzeptieren wir nicht“, erklärte Horstmann. Podolski muss mit einer Geldstrafe in fünfstelliger Höhe rechnen.

Frierend verfolgte der derzeit verletzte Superstar die richtungsweisende Partie gegen den HSV auf der Tribüne - und sah wie die 46 500 Zuschauer im Kölner RheinEnergieStadion über weite Strecken geballte Harmlosigkeit. Wesentlich präsenter, versuchten die Hamburger das Spiel an sich zu reißen. Der Ballbesitzfußball bis zum Strafraum und die Taktik, über die Außenpositionen die kompakten Kölner aus der Deckung zu locken, waren ganz ansehnlich, wirklich gefährlich wurde es im ersten Durchgang allerdings nicht.

„Wenn man schaut, welche Perspektiven mir aufgezeigt wurden und was am Ende dabei rausgekommen ist, ist das enttäuschend“, hatte der Fußball-Nationalspieler im Interview der „Bild am Sonntag“ geklagt. „Hier fehlt Kontinuität. Regelmäßig werden Trainer, Sportdirektor und jetzt auch das Präsidium ausgetauscht. Klar gesagt: So kann langfristig nichts entstehen“, schimpfte der Publikumsliebling weiter.

FC-Geschäftsführer Horstmann zeigte wenig Verständnis für Podolskis öffentliche Kritik. „Das ist ein Affront gegen den Verein. Zeitpunkt und Inhalt dieses Interviews kommen für mich sehr überraschend. Wenn man selbst immer Ruhe einfordert, in dieser Situation als verletzter Spieler ein solches Interview zu geben - dieses Selbstverständnis erschließt sich mir nicht“, sagte Horstmann dem Kölner „Express“.

„Die Aussagen kommen ja nicht zum ersten Mal, aber zu einer für den Spieler und für den Verein denkbar ungünstigen Zeit. Mir ist nicht ganz klar, welche Absicht dahinter steckt. Aber das ist zum wiederholten Mal ein klarer arbeitsvertraglicher Verstoß, den wir sanktionieren werden“, sagte Horstmann.

Im Gegensatz zu den ambitionierten Plänen der Clubführung habe sich beim FC seit seiner Rückkehr aus München im Jahr 2009 wenig geändert, hatte Podolski moniert. „Christoph Daum hat mal gesagt, dass viel versprochen und wenig gehalten wurde. Ich sehe mich darin bestätigt. Mittlerweile sieht der Mittelfeldspieler die Entwicklung des Traditionsclubs ähnlich kritisch wie der ehemalige Coach Daum: „Mir wurde gesagt, dass man um mich herum ein Team aufbauen will, dass sich unter den Top 8 und später unter den Top 6 der Liga etablieren soll.“

Nach Podolskis Einschätzung sind keine Fortschritte erkennbar: „Man versucht jedes Jahr, nach vorn zu kommen, rennt immer wieder an. Wenn dann aber nicht viel mehr als Abstiegskampf herausspringt, ist das bitter. Ich habe mir etwas anderes erhofft, weil die Voraussetzungen viel mehr hergeben. Stadion und Fans sind einzigartig.“

Angesichts dieser Entwicklung liebäugelt Kölns derzeit bester Torschütze mit einem Vereinswechsel: „Wenn ich wechseln sollte, würde mich - Stand jetzt - das Ausland sehr reizen.“ Aber auch eine Rückkehr zum FC Bayern, bei dem er sich damals nicht als Stammspieler etablieren konnte, sei denkbar. Podolski verwies auf sein gutes Verhältnis zum Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß: „Von den Leuten im Fußballgeschäft schätze ich ihn am meisten in Deutschland. Wenn es wirklich Interesse gibt, wird er sich bestimmt melden. Ausschließen werde ich gar nichts.“