Skibbe ist Berlins 52-Tage-Trainer

Hertha-Manager Preetz entlässt den den Trainer in Rekordzeit. Tretschok hilft aus, dann könnte Holger Stanislawski kommen.

Berlin. Eine ratlose Hertha kämpft gegen Auflösungserscheinungen. Nach fünf Pleiten und einem 0:5-Debakel in Stuttgart hat der Hauptstadt-Kub den Irrtum Michael Skibbe beendet. Am Sonntag stürmten rund 200 Fans überwiegend aus der Ultra-Szene das Vereinsgelände und zwangen die geschockten Profis zu einer Aussprache. „Wir sind mit den fünf Niederlagen in fünf Spielen in eine schwierige Situation gekommen“, erklärte Michael Preetz, der nun auch selbst schwer unter Druck gerät.

Die Abstiegsangst ist so groß geworden, dass Hertha Skibbe nach nur eineinhalb Monaten den Stuhl wieder vor die Tür setzte. Ab Montag ist Nachwuchstrainer René Tretschok Interimscoach. „Aber natürlich suchen wir dann einen neuen Trainer“, sagte Preetz. In der Nacht zum Sonntag hatte sich Preetz mit dem Präsidium verständigt und gegen Skibbe entschieden.

Skibbe geht damit als bislang erfolglosester Trainer in die Bundesliga-Geschichte von Hertha BSC ein. Immerhin blieb ihm ein Negativ-Rekord bei Auftaktniederlagen erspart: Uwe Reinders war 1993 mit fünf Bundesliga-Pleiten in Serie gestartet.

Die Anhänger reagierten auf den neuen Tiefpunkt wütend: Kurzzeitig drohte eine Eskalation, als die vorwiegend schwarz gekleideten Anhänger mit einigen Profis heftig stritten. „Ich geh’ länger zur Hertha, als du hier spielst!“, brüllte einer. „Du bist doch der Sänger aus der Ostkurve, du Eierkopp“, erwiderte ein Profi.

Die Lage beim deutschen Meister von 1930 und 1931 ist äußerst angespannt und erinnert immer mehr an die Abstiegssaison 2009/10. Damals hatte Preetz nach der Trennung von Erfolgstrainer Lucien Favre bis Saisonende an dessen erfolglosem Nachfolger Friedhelm Funkel festgehalten. Für Skibbe war wohl auch deshalb schnell Schluss.

Der Wiederaufstieg hatte Hertha rund 60 Millionen Euro gekostet. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit bezeichnete die Lage beim wichtigsten Verein der Stadt noch vor der Trennung von Skibbe als „Desaster“.

Hertha und Skibbe, der die Pleite in Stuttgart noch als „absolutes Debakel“ bezeichnet hatte, wird als einer der großen Irrtümer in die Vereinschronik eingehen. „Ganz deutlich gesagt: Es ist nicht aufgegangen, was wir beide uns vorgenommen haben“, sagte Preetz. Persönliche Konsequenzen schloss er nach der vierten Trainerentlassung in seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit aus: „Ich bin ein Kämpfer und keiner, der wegläuft. Und es macht auch nicht jeder, Fehler einzuräumen.“ Auch wenn Michael Skibbe einen Kontrakt bis 2014 erhalten hatte, sei der wirtschaftliche Schaden für Hertha durch Vertragsklauseln begrenzt, erklärte Manager Preetz.

Skibbe verabschiedete sich am Morgen vom Team. „Er hat es gefasst aufgenommen. Natürlich ist er auch enttäuscht wie wir alle“, schilderte Preetz.