Anteil der Erstliga-Clubs mit hohem Gewinn gesunken
Stuttgart (dpa) - Der FC Bayern München und Borussia Dortmund haben mit dem historischen Champions-League-Finale den Ruf der Fußball-Bundesliga kräftig aufpoliert - die wirtschaftliche Lage aller Proficlubs ist dadurch aber nicht besser geworden.
Nach einer Ernst-&-Young-Umfrage sank der Anteil der Erstliga-Vereine mit einem hohen Gewinn in der vergangenen Saison deutlich von 52 auf 31 Prozent. Das geht aus dem Bericht der Unternehmensberatung hervor, der am Mittwoch veröffentlich wurde. Wie im Vorjahr schrieb knapp jeder fünfte Erstliga-Club rote Zahlen, die Mehrheit der Clubs im Oberhaus (62 Prozent) erwirtschaftete Gewinne. Im Gegensatz zu den Vereinen der zweiten und dritten Liga.
In der zweiten Liga liege der Anteil der Clubs in der Gewinnzone bei 46 Prozent. In der Saison zuvor waren es 49 Prozent gewesen. Der Anteil der Zweitliga-Clubs, die rote Zahlen schreiben würden, sei von 23 auf 32 Prozent gestiegen. In der dritten Liga befinden sich nur sieben Prozent der Vereine in der Gewinnzone (statt 33).
Gründe für das etwas schwächere Ergebnis dürften hohe Investitionen in neue Spieler und Stadionbauten, steigende Spielergehälter sowie die leicht rückläufigen Zuschauerzahlen sein, vermuteten die EY-Experten. Insgesamt schätzten die Clubs die wirtschaftliche Lage des deutschen Profifußballs aber überaus positiv ein: Erstmals seit Beginn der Befragungen im Jahr 2003 hätten alle befragten Vereine die gegenwärtige wirtschaftliche Lage der Fußballbranche als „gut oder eher gut“ bezeichnet. Insgesamt beteiligten sich 16 der 18 Erstliga-, 15 der 18 Zweitliga- und 15 der 20 Drittligavereine an der Umfrage.
Die große Mehrzahl der Bundesliga-Clubmanager (88 Prozent) ist überzeugt: In der neuen Saison wird sich die wirtschaftliche Lage des deutschen Profifußballs verbessern. Die Co-Autorin der Studie, Christine Unterhitzenberger, sagte: „Der deutsche Profifußball dürfte seinen wirtschaftlichen Erfolgskurs in der neuen Saison fortsetzen.“
Die jüngsten internationalen Erfolge der deutschen Top-Clubs Bayern München und Borussia Dortmund könnten sich für die gesamte Liga auszahlen. Denn mit dem Champions-League-Finale habe die Marke Bundesliga weltweit an Bekanntheit und Attraktivität gewonnen. Nun gelte es, daraus mittelfristig Kapital zu schlagen - beispielsweise durch höhere Merchandising-Einnahmen im Ausland oder höhere Einnahmen aus der Vermarktung der internationalen Medienrechte.
Dortmunds Fußballprofi Nuri Sahin sieht die Bundesliga bisher im Vergleich zur englischen Premier League im Hintertreffen. „Das Interesse, das weltweit für die englische Liga herrscht, lässt sie in der Öffentlichkeit immer noch vorne liegen“, sagte der Offensivspieler der „Sport Bild“. „Da hat die Bundesliga schon Nachholbedarf. Sie müsste in Übersee mehr für ihre Vermarktung tun“, meinte der türkische Nationalspieler.
Unterhitzenberger sieht jetzt die Chance aufzuholen: „Im Ausland ist das Interesse am deutschen Fußball enorm gestiegen - da müsste es möglich sein, bei den Auslandsvermarktungsrechten zukünftig mindestens die Einnahmen der italienischen oder der spanischen Top-Liga zu erzielen.“ Deren internationale TV-Einnahmen liegen nach EY-Schätzung bei jährlich etwa 120 bzw. 150 Millionen Euro, die Bundesliga erziele derzeit Einnahmen von 72 Millionen Euro.
Dank des neuen TV-Vertrags könnten sich die Bundesliga-Clubs aber auf einen deutlichen Anstieg ihrer Einnahmen aus Medienrechten freuen. In der vergangenen Saison lagen die TV-Einnahmen der Bundesliga und der 2. Bundesliga bei 438 Millionen Euro. Dieser Betrag wird in den kommenden vier Jahren um fast 50 Prozent auf durchschnittlich 628 Millionen Euro steigen. In der Saison 2013/2014 werden es 560 Millionen Euro sein.