Babbel eckt an: Berlin „reizvolles Haifischbecken“

Berlin (dpa) - Markus Babbel ist in Berlin mit seiner direkten Art erstmals heftig angeeckt. Aussagen des Hertha-Trainers über seine Wahlheimat haben in der Hauptstadt teilweise starke Reaktionen ausgelöst.

„Babbel provoziert Berlin“, titelte die „Berliner Morgenpost“. „Mensch, Markus, einer gegen alle, aber warum?“, fragt die „Bild“-Zeitung. Die „B.Z.“ bewertete Babbels Formulierungen, die er in Interviews mit Stuttgarter Zeitungen gewählt hatte, aufgeregt gar als Beleidigung. Für den „Berliner Kurier“ wandelt der „Hertha-Trainer auf Krawallkurs“ Seit Sommer 2010 ist Babbel Chefcoach von Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC.

Der 38-jährige Trainer hatte vor dem Spiel an diesem Freitag gegen seinen ehemaligen Club VfB Stuttgart eher am Rande die Mentalität der Berliner beschrieben. Auf die Frage, warum das vergangene Jahr in der zweiten Liga auch hilfreich für Hertha gewesen sei, antwortete Babbel: „Hertha BSC hat gelernt, demütig zu werden.“ Dem schloss der Ex-Europameister in den „Stuttgarter Nachrichten“ an: „Der Berliner an sich neigt ja tendenziell gerne mal zum Größenwahn. Er ist laut, redet viel, will viel - aber getan wird oft erstmal wenig. Das hat sich in der Vergangenheit manchmal auch so durch den Club gezogen.“

Auch jetzt sei Berlin „kein leichtes Umfeld“, bemerkte Babbel in der „Stuttgarter Zeitung“: „Aber unsere Fans haben erkannt, dass wir versuchen müssen, uns kontinuierlich nach oben zu arbeiten. Das geht nur Schritt für Schritt. Große Sprünge sind für uns nicht möglich.“ Es sei sehr schwierig, in der Weltmetropole Berlin in Ruhe zu arbeiten: „Aber, und dies möchte ich klar betonen: Ich fühle mich bei der Hertha, in Berlin allgemein sehr wohl. Ich möchte etwas aufbauen und bekomme die Gelegenheit dazu.“

Er sei nach einem Jahr und dem Bundesliga-Aufstieg „mit Sicherheit noch nicht der Herthaner des Jahres“, ergänzte Babbel: „Hier arbeiten Menschen im Club, die schon seit Jahrzehnten da sind. Da würde ich mir nicht anmaßen zu sagen: 'Ich bin ein Berliner'.“ Die Medienlandschaft in der Hauptstadt sieht Babbel schwieriger als in Stuttgart: „Das ist ein Haifischbecken, aber das macht die Aufgabe ja auch so reizvoll. Nach meiner Zeit in Berlin wird mich wahrscheinlich nichts mehr schocken.“