Ballack bricht sein Schweigen

Der „Capitano“ legt die Finger in die Wunden nach dem enttäuschenden 2:2 von Bayer Leverkusen gegen den Hamburger SV.

Leverkusen. Michael Ballack hat lange geschwiegen. Jetzt redet er wieder. Nach dem 2:2 (2:1) von Bayer Leverkusen gegen den Hamburger SV gab sich der Ex-Nationalspieler auskunftsfreudig wie in alten Zeiten. „Das war ein Rückschritt, wir führen 2:0, haben alles im Griff, zeigen in der ersten halben Stunde eine der besten Leistungen der Saison und spielen am Ende nur 2:2“, sprach Michael Ballack und befand zutreffend: „Wir machen uns unsere Spiele selbst kaputt.“

Das ist eine niederschmetternde Erkenntnis für eine Mannschaft, die vom zweiten Platz der Vorsaison eigentlich weiter nach vorne wollte. Trainer Robin Dutt bestätigte nach 90 Minuten alle Argumente von Ballack. „Wir haben unsere Ordnung verloren, im Kopf war das ein Rückschritt, das sehe ich auch so.“ Die Antwort auf die Frage nach dem Warum blieb Dutt schuldig. „Da bin ich der falsche Ansprechpartner.“ Was ist los in Leverkusen? „Platz acht, neun, das ist natürlich nicht unser Anspruch“, sagt Michael Ballack, der in der Mannschaft längst wieder Wortführer ist. „Uns fehlt der Glaube an die eigene Stärke.“ Und wenn sich die jungen Spieler an einem bei Bayer aufrichten können, dann an Michael Ballack. Mit der Nationalmannschaft beschäftigt er sich nicht mehr. „Viele Dinge sind sehr unglücklich für mich gelaufen, ich bin nicht immer fair behandelt worden, aber das will ich nicht mehr thematisieren.“ Aus, vorbei, abgehakt. Die Konzentration gilt Bayer. Ballacks Vertrag läuft bis Saisonende.

Da hat einer Frieden mit der Welt gemacht. Vielleicht ist das aber auch nur die neue Kommunikationsstrategie der Firma Ballack. Am Donnerstag hat er sich mit seinem Berater Michael Becker in Düsseldorf getroffen und dabei möglicherweise die zukünftigen Schritte festgelegt.

Sicher ist, dass sie ihn bei Bayer brauchen. Weil sie im Moment keinen anderen Anführer haben. Michael Ballack nimmt das mit Freude und Genugtuung zur Kenntnis. Ohne es sagen zu müssen.

Bayer führte durch André Schürrle (6. Minute) und Lars Bender (20.) mit 2:0, Hamburg fand gar nicht statt. Aber als Heiko Westermann (34.) den Anschlusstreffer erzielte, änderte sich das grundlegend. Marcell Jansen markierte das 2:2 (58.), und Robin Dutt gingen die Ideen aus. Stefan Reinartz kam für Sidney Sam und Eren Derdiyok für Simon Rolfes. „Wir wollten das Mittelfeld stabilisieren“, dozierte Dutt. „Aber mit den Wechseln ist es nicht immer so einfach.“ Hamburgs Thorsten Fink hat es da besser: „Ein Unentschieden bei einem Klub, der in der Champions League spielt, das finde ich super. Wir haben Qualität und Charakter gezeigt.“

Bayer nicht. In Leverkusen werden im Moment mehr Fragen gestellt als Antworten gefunden.