Nur ein Sieg in elf Spielen Bayer erleichtert - Korkut darf trotzdem nicht bleiben

Leverkusen (dpa) - In den Irritationen um den unsanften Abschied für Bayer Leverkusens Trainer Tayfun Korkut offenbarte sich das ganze Dilemma einer missglückten Saison.

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Mitten in der Erleichterung um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga nach dem 2:2 im Derby gegen den 1. FC Köln schuf Geschäftsführer Michael Schade fast beiläufig und wahrscheinlich ohne vorherige Absprache Fakten: „Es ist doch klar, dass es am Saisonende zu einer Beendigung der Zusammenarbeit kommen wird.“

Als Schade das von sich gab, wusste Sportchef Rudi Völler nur eines: Korkuts Vertrag würde wie vereinbart zum 30. Juni 2017 auslaufen. Dass der 43 Jahre alte Nachfolger von Roger Schmidt aber schon jetzt erfahren sollte, dass es tatsächlich keine Zukunft bei der Werkself für ihn gibt, erstaunte Völler, der in einem roten T-Shirt mit dem Aufdruck „Gemeinsam kämpfen, gemeinsam siegen“ in der Mixed-Zone stand.

„Das haben Sie jetzt gesagt“ - so reagierte Völler auf Fragen zum Thema. Es schien, als würde der Bayer-Sportchef das Ganze als bloße Behauptung der Medien einordnen. Dass es aber tatsächlich eine Chefaussage war, tat Völler ab: „Wir sind heute alle etwas emotional, der Michael sicher auch. Da drücken wir mal ein Auge zu.“

Wer wann und wie viel wusste zu diesem Zeitpunkt - das wird nur den Beteiligten klar sein. Abgestimmt wirkte es nicht. Um 19.35 Uhr gab es dann via Mail finale Aufklärung, als es hieß, Bayer und Korkut gingen getrennte Wege: „Die Vereinsführung hat entschieden, den auslaufenden Vertrag mit dem 43-Jährigen nicht zu verlängern.“

Zwei Stunden zuvor war Korkut irritiert. Er habe „die Info bekommen, aber ich hab's selber nicht gesehen“, ließ er - leicht kryptisch - wissen. Und schilderte Teile seiner Sichtweise: „Fakt ist, ich habe für diese Saison unterschrieben. Fakt ist, dass ich nicht über meine Zukunft entscheide“ - das klang schon so, als wäre Korkut zumindest von der fragwürdigen Vorgehensweise der Bayer-Chefs enttäuscht.

Am Tag danach übte Schade Selbstkritik. „Ich habe gestern Abend - nach dem ungeheuren Druck der vergangenen Tage und unter den Emotionen des dramatischen Derbys, einen Fehler gemacht, den ich sehr bedauere“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Denn der Zeitpunkt dieser Aussage war definitiv falsch. Das ist umso bedauerlicher, weil ich Tayfun Korkut sehr schätze und mag.“ Er habe aber bei der Frage nach Korkuts Zukunft die Wahrheit gesagt. Konkrete Gespräche seien zu Beginn der neuen Woche geplant gewesen. Schade sagte: „Ich habe am Samstagabend noch lange mit dem Trainer gesprochen. Es war ein gutes Gespräch auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung.“

Dass es bei Bayer ohne Korkut weitergeht, ist indes konsequent. Alle wussten, es würde nur eine Zeit für den Coach bei Bayer zwischen dem 6. März und Saisonende geben. Mit kleinen Chancen auf mehr. Hätte er sein Team im Hurrastil noch in den Europacup geführt, wäre es eventuell anders gekommen. „Er hat uns in einer schwierigen Situation geholfen. Aber natürlich ist Fußball ein Erfolgssport. Da können wir nicht zufrieden sein“, bemerkte Schade zur Korkut-Bilanz von nur einem Sieg in elf Spielen.

Kann es nur besser werden? Stefan Kießling wünscht sich jedenfalls einen Trainer, „der die Truppe einfach im Griff hat und versucht, alles aus ihr rauszuholen“. Ob der 33-Jährige dann noch dabei sein wird, ist offen: „Ich muss überlegen, ob ich überhaupt weitermache“, sagte Kießling, auch angesichts seiner dauerhaften Hüftprobleme. Sein Vertrag mit Bayer läuft noch bis 2018.