Bundesliga Köln hat jetzt ein Endspiel
Nach dem eher glücklichen 2:2 in Leverkusen braucht Köln nun einen Sieg gegen Mainz, um wohl erstmalig seit 25 Jahren im Europapokal spielen zu können.
Köln. Roda Antar spielt heute bei Tadamon Sour, 36-jährig, es ist sein Heimatverein im Libanon. Neun Jahre ist es her, da gestaltete jener Roda Antar ein Endspiel des 1.FC Köln gegen den FSV Mainz 05 in Köln-Müngersdorf: Antar schoss zwei Tore, Köln gewann vor 50.000 Fans 2:0 und kehrte unter dem Trainer Christoph Daum in die Fußball-Bundesliga zurück, Jürgen Klopps Mainzer blieb der Frust. Neun Jahre und eine Achterbahnfahrt über die 2. Liga mit Aufstieg 2014 später steht für den FC am Samstag das nächste Endspiel gegen Mainz an: Mit einem Erfolg am letzten Spieltag gegen die seit Samstag geretteten Rheinhessen wird Köln aller Voraussicht nach das erste Mal seit 1992 (damals Erstrunden-Aus gegen Celtic Glasgow) in den Europapokal einziehen. Schon ein Punkt des FC Bayern gegen Kölns Konkurrenten Freiburg würde dann für Platz sechs reichen. „Na klar wird es ein richtiges Endspiel. Aber wir werden es angehen wie jedes andere. Man sollte nicht immer zu verändern versuchen, was gut läuft", sagte Kölns Trainer Peter Stöger am Samstag in den Katakomben des Leverkusener Stadions, gewöhnt bemüht um Nüchternheit. Aufgeregt sind sie in Köln ohnehin ausreichend.
Und gut gelaufen war es auch nur bedingt in Leverkusen: 7:27-Torschüsse, nur etwas mehr als 30 Prozent Ballbesitz aus FC-Sicht, Leverkusener Chancen im Minutentakt, darunter zwei Pfostenschüsse von Kießlings und Bailey - hätte der FC in Horn nicht einen überragenden Torwart und mit den Toren von Milos Jojic und Lukas Klünter (49.) auch eine erstaunliche Effizienz verzeichnet - aus einer 2:0-Führung hätte schnell auch eine klare Niederlage werden können. „Wenn es glücklich war, bin ich immer zufrieden. Heute war es glücklich”, sagte Stöger und tat einen letzten Dienst an Bayers bedröppelten weil scheidenden Trainer Tayfun Korkut, indem er den engagierten und guten Gegner lobte.
Und jetzt? Auf einen Pokalsieg von Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt, mit dem auch der siebte Platz für die Europa-League-Qualifikation reichen würde, weil der BVB dann in der Champions League und eben nicht in der Europa League starten würde, will sich Stöger nicht verlassen. „Das wäre respektlos gegenüber Frankfurt. Da kriege ich so einen Hals”, sagte Stöger im Ansatz gereizt und wollte genauso nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass Konkurrent Freiburg am letzten Spieltag beim FC Bayern Punkte abgibt: „Die haben sich ihre gute Saison auch nicht erkauft.” Sollte der FC am Ende „nur“ Siebter werden, müsste man am Geißbockheim wohl zum Dortmund-Fans werden. Der gebürtige Kölner und ehemalige Schalker Marco Höger könnte damit leben: „Köln und Dortmund verbindet ja eine gewisse Fan-Freundschaft”, sagte er schmunzelnd. Timo Horn kündigte derweil an, „dass wir in solch einem Endspiel alles raushauen. Wenn wir es wirklich schaffen würden, wäre das für alle Kölner ein Traum. Dann würde der Ausnahmezustand herrschen.” So weit konnte Lukas Klünter noch nicht blicken. Das Kölner Eigengewächs, seit acht Spieltagen so etwas wie ein Stammspieler im FC-Ensemble und mit verlängertem Vertrag bis 2020 ausgerüstet, schoss im Derby sein erstes Bundesligator und bestätigte mit einem breiten Grinsen die Worte seines Trainers, es gebe „in und um Köln derzeit wenige Menschen, die glücklicher als Klünter“ seien: „Es geht momentan so wahnsinnig schnell, ich kann das alles noch nicht so recht fassen. Fragen Sie mich in der Sommerpause nochmal, dann kann ich mal darüber nachdenken.” Dass Klünter bei seinem Tor von einer Fehlerkombination von Tah und Leno profitierte und in der Defensive gegen den starken Julian Brandt ein ums andere Mal nicht gut aussah, darüber hinaus auch beide Leverkusener Tore über die Seite des Rechtsverteidigers vorbereitet wurden - geschenkt. Das aktuelle kleine Klünter-Märchen zehrt vom Derby-Tor und Kölns Euphorie für Kicker aus der eigenen Stadt und dem eigenen Nachwuchs. Und vielleicht schon bald von einer Teilnahme am Europacup.