Bayer hängt mit dem 1:0-Auswärtssieg Schalke ab
Gelsenkirchen (dpa) - Roger Schmidt ballte jubelnd die Faust, Roberto Di Matteo blickte enttäuscht ins Leere. Die Reaktionen der beiden Fußball-Lehrer nach dem Schlusspfiff spiegelten die Gemütsverfassungen der rivalisierenden Champions-League-Anwärter wider.
Mit dem 1:0-Auswärtssieg beim direkten Konkurrenten FC Schalke 04 landete Bayer Leverkusen im Kampf um die erneute Qualifikation für die Königsklasse einen Wirkungstreffer. Di Matteo konnte seinen großen Frust nicht verbergen, machte sich dennoch Mut für die restliche Saison: „Wir haben noch acht Spiele, es werden noch 24 Punkte vergeben. Solange es theoretisch noch möglich ist, müssen wir daran glauben, dass wir uns qualifizieren können. Aber es ist jetzt natürlich noch schwieriger als vorher.“
Selten traf das plakative Attribut „Sechs-Punkte-Spiel“ auf eine Partie so zu wie auf diese. Statt gleichzuziehen, ist der Rückstand der Königsblauen auf den Werksclub auf sechs Zähler gewachsen. Kein Wunder, dass Bayer-Geschäftsführer Michael Schade vier Tage nach dem Achtelfinal-Aus bei Atlético Madrid in bester Laune die Veltins-Arena verließ: „Das war ein sehr gutes Ende einer turbulenten Woche. Wir hatten ein Mindestziel und wollten den Abstand zu Schalke nicht kleiner werden lassen. Dass er sich jetzt sogar verdoppelt hat, ist wunderbar“, frohlockte Schade und schickte eine Kampfansage an die Konkurrenz aus Mönchengladbach und Schalke hinterher: „Ich sage ganz klipp und klar: Wir wollen in die Champions League.“
Auch beim Bayer-Sportdirektor wirkte der vierte Bundesligasieg nacheinander als Stimmungsaufheller. „So ist Fußball. Vor vier Tagen haben wir noch mit hängenden Köpfen in der Kabine gesessen. Es war nicht nur ein Sechs-Punkte-Spiel, sondern die Art und Weise, wie wir es gewonnen haben“, betonte Rudi Völler. Kein Zweifel, Leverkusen hat nach der Abkehr vom bedingungslosen Hurra-Fußball der ersten Saisonwochen zuletzt merklich an Stabilität gewonnen. Diese Wandlung überrascht Völler sogar ein wenig: „Ich finde es erstaunlich, dass wir in den letzten sieben Spielen nur ein Tor kassiert haben. Wir haben bei aller Offensive die richtige Mischung gefunden.“
So weit wäre Di Matteo mit seinem Team auch gern. Seit seinem Amtsantritt im Oktober ist der Italiener auf der Suche nach der richtigen Balance zwischen defensiver Stabilität und offensiver Power. Was gegen Hoffenheim oder beim sensationellen 4:3 in Madrid und teilweise in anderen Partien gelang, missglückte zuletzt im Derby beim BVB (0:3) und nun auch gegen Bayer völlig. „Es ist ja nicht so, dass wir viele Chancen herausspielen. Wir müssen schauen, was wir besser machen können“, monierte Klaas-Jan Huntelaar.
Schalkes Stürmer, der 2015 noch auf sein erstes Tor wartet, hatte selbst die größte Chance (12.), die von Torhüter Bernd Leno aber großartig vereitelt wurde. Auf der Gegenseite machte es Karim Bellarabi besser. Aus spitzem Winkel (35.) jagte er den Ball hoch ins Tor und überraschte damit den jungen Keeper Timon Wellenreuther.
Schalke haderte mit zwei Schiedsrichter-Entscheidungen: Peter Gagelmann wertete ein Handspiel von Roberto Hilbert im Strafraum nicht als Elfmeter-würdig und verweigerte auch den Pfiff bei einem vermeintlich unerlaubten Rückpass von Emir Spahic zu Leno. Doch als Alibi für die zweite Heimpleite der Saison, die große Auswirkungen haben könnte, taugte das alles nicht. Manager Horst Heldt gibt die Hoffnung auf die Königsklasse jedoch nicht auf: „Wir haben jetzt eine schwierige Ausgangslage, aber man sollte uns nicht abschreiben.“