Bayer kann Wolfsburg-Pleite nicht fassen - Verletzte
Wolfsburg (dpa) - Es war ein Tag zum Vergessen für Bayer Leverkusen in Wolfsburg. Fünf Verletzte und eine völlig unnötige Niederlage bringen Trainer Dutt zur Verzweiflung. Sportdirektor Völler glaubt trotzdem noch an eine Chance im Rennen um die Champions-League-Plätze.
Dutt riss die Augen ganz weit auf, ruderte hilflos mit den Armen, schritt ungläubig auf und ab und war schlicht der Verzweiflung nahe. Gleich fünf Verletzte hatte der Bayer-Coach in einem Spiel zu beklagen, das sich zu Beginn wie ein Scheibenschießen für sein Team zu entwickeln schien. Am Ende hieß es 2:3 (1:2) beim VfL Wolfsburg. Das konnte Dutt nicht begreifen. Dieses Team, gegen das Bayer zuletzt fünfmal in Serie gewonnen hatte, war nicht der FC Barcelona. Dies war der Meister von 2009, der längst nur noch biederes Mittelmaß in der Fußball-Bundesliga repräsentiert.
Dutt musste tatenlos mit ansehen, wie sein Team die in der Abwehr völlig überforderten Wolfsburger zuerst an die Wand spielte - und doch verlor. Auch eine gute halbe Stunde nach dem Spiel war der Gästecoach aufgebracht, es brodelte in ihm. „Nach einer Viertelstunde müssen wir 3:0 führen. Dann ist das Spiel gegessen, ganz einfach. Dann haben wir fünf Verletzte, Umstellungen, zu viel Unordnung und keine Stabilität mehr“, klagte Dutt treffend.
Das peinliche 1:7 gegen Barca drei Tage zuvor in der Champions League war noch halbwegs erträglich, weil Bayer chancenlos war. Doch diese Bundesligapleite eine Woche nach dem 2:0 gegen Bayern München war schwer verdaulich. „Die Niederlage tut weh“, resümierte auch Sportdirektor Rudi Völler. Die Verletzungen waren Bayers Problem.
In der Anfangsphase muss sich Wolfsburg vorgekommen sein wie Leverkusen am Mittwoch in Barcelona. Dass Bayer nur 1:0 durch Stefan Kießling (3. Minute) führte - eigentlich ein Witz angesichts der VfL-Abwehr, die diesen Namen zu Beginn des Spiels nicht verdiente. Dann folgte die Schlüsselszene des Spiels: Simon Rolfes und Jan Polak rasselten nach knapp einer halben Stunde in der Luft zusammen. Der Wolfsburger Polak spielte mit Verband weiter, Rolfes musste mit einer tiefen Platzwunde raus, und das Spiel kippte.
„Simon hat einen Cut von geschätzt sechs bis sieben Zentimetern. Das sieht nicht gut aus“, berichtete Dutt. Die Perspektive für den Kapitän ist aber besser als zunächst angenommen: Er könnte am Samstag gegen Mönchengladbach mit einem Spezialverband spielen, teilte der Werksclub am Sonntag mit. Entwarnung gab es für Stefan Reinartz und Ömer Toprak, die ausgewechselt wurden. Bei ihnen konnten keine gravierenden Blessuren festgestellt werden.
Dafür zog sich Lars Bender eine schwere Muskelverletzung im Oberschenkel zu und wird länger ausfallen. Der 22 Jahre alte Nationalspieler wird an diesem Montag zur weiteren Behandlung zum Sportmediziner Hans-Wilhelm Mueller-Wohlfahrt nach München reisen. Für Leverkusen ging damit eine süß-saure Woche zu Ende, die mit dem Sieg gegen die Bayern so gut begonnen hatte.
Der Anschluss an die Champions-League-Ränge schien wieder hergestellt. Dann nährte Barca mit Lionel Messis Gala-Auftritt die Zweifel, ob ein erneuter Auftritt Bayers bei Europas Großen denn wohl eine gute Idee sei. Wolfsburg schließlich riss Leverkusen wieder zurück in schnöde Europa-League-Sphären. „Das waren bittere vier Tage“, fasste Völler zusammen. So ganz abfinden wollte er sich damit aber nicht. „Ich bin mir sicher, dass wir gegen Gladbach nächste Woche wieder zurückkommen“, sagte Völler trotzig.