Hertha-Coach Rehhagel verzichtet auf harte Linie
Köln (dpa) - Wieder eine Pleite in einem Abstiegsduell, dazu Platzverweis für Anführer Lewan Kobiaschwili - und jetzt kommt auch noch der torwütige FC Bayern nach Berlin. Die Situation beim Erstliga-Aufsteiger Hertha BSC wird immer schwieriger, der Frust immer größer.
Trainer Otto Rehhagel aber verzichtet weiter auf eine harte Linie. Wie geplant bekommen die Profis am Montag frei. „Sie müssen erst einmal zu sich kommen und die Enttäuschung überwinden“, erklärte der 73 Jahre alte Berliner Chefcoach am Tag nach dem hochemotionalen 0:1 in der Fußball-Bundesliga beim 1. FC Köln.
„Jetzt müssen wir uns wieder fangen, damit wir am Samstag einen adäquaten Gegner abgeben“, sagte Rehhagel schon mit Blick auf das nächste Heimspiel gegen Bayern München. Hertha ist mit der zwölften Saison-Niederlage wieder auf Relegationsplatz 16 abgerutscht. „Ich kann nicht sagen, dass wir nicht wollen. Aber natürlich ist es so, dass ich nicht über 90 Minuten diese absolute Leidenschaft sehe“, appellierte Torhüter Thomas Kraft an seine Kollegen, schloss sich aber selbst nicht aus: „Jeder Einzelne muss besser funktionieren, um Erfolg zu haben.“
Dass jetzt gegen die Bayern ein Debakel droht, sieht der Ex-Münchner nicht. „Wir wissen alle, es ist nicht leicht, gegen die Bayern Punkte zu holen, es ist aber auch nicht unmöglich. Es heißt ja nicht, wenn sie gegen Hoffenheim 7:1 gewinnen, dass wir dann 1:10 verlieren. Das ist Blödsinn.“ Rehhagel missfiel in Köln vor allem die zu große Zurückhaltung in der ersten Halbzeit und die vergebenen Chancen. Dennoch sprach der Altmeister von einem ermutigenden Signal: „Die Mannschaft hat sich unglaublich bemüht und gezeigt, dass sie willens ist, sich aus dieser Situation zu befreien.“
Gegen die Bayern wird Rehhagels „verlängerter Arm“ Kobiaschwili fehlen, der sich in Köln auf eine Rangelei mit gleich mehreren Kölner Spielern einließ und die Gelb-Rote Karte sah. „Ich habe nicht geschlagen und geschubst“, verteidigte sich der Georgier. „Der Platzverweis für mich war zu hart - für den Gegner auch.“ Nach der Rudelbildung hatte auch Lukas Podolski Rot gesehen (76. Minute).
„Poldi war nach dem Spiel in der Kabine. Wir haben kurz gesprochen und uns die Hand gegeben“, berichtete Kobiaschwili: „Damit ist das Thema durch.“ Kobiaschwili richtete seine Kritik eher an Podolskis Kollegen Sascha Riether, der nach dem 1:0 von Christian Clemens (36.) und Rot für Mato Jajalo (67.) „bei jeder Kleinigkeit“ beim Referee eine Karte für Hertha-Spieler gefordert hätte: „Das war nicht okay.“
Aus der Überzahl in der Schlussphase schlugen die Berliner trotz guter Chancen kein Kapital. Im dritten Spiel unter der Regie von Otto Rehhagel gab es die zweite Niederlage. „Alle haben schlecht geschlafen“, beschrieb Rehhagel am Sonntag die Stimmung.