Bayer nach 1:0 gegen BVB: „Nicht umsonst so weit oben“
Dortmund (dpa) - Rudi Völler war in prächtiger Stimmung. Selbst die Sorge um seine Gesundheit schien mit einem Mal verfolgen. Für den erst einige Tage zuvor aus dem Krankenhaus entlassenen Leverkusener Sportchef wirkte das 1:0 (1:0) im Bundesliga-Topspiel bei Borussia Dortmund wie Medizin.
Allein der Blick auf die Tabelle, in der Bayer beachtliche sechs Punkte vor dem noch vor Saisonbeginn höher gehandelten BVB rangiert, verschaffte Genugtuung: „Es war heute sehr wichtig, Deutschland zu zeigen, dass wir auch in solchen Spielen mithalten können.“
Zur großen Freude von Völler behielt das Team in Dortmund die Nerven. Der Treffer von Heung-Min Son in der 18. Minute ebnete den Weg zum dritten Pflichtspielsieg in Serie. „Wenn man sich vorstellt, dass wir vor zehn Tagen noch am Boden lagen, ist das bemerkenswert“, kommentierte Völler mit Bezug auf das deprimierende 0:5 in der Champions League gegen Manchester United. Seither gewann Bayer das Pokalspiel in Freiburg und die beiden Bundesliga-Partien gegen Nürnberg und Dortmund.
Die Theorie vom fortwährenden Titel-Zweikampf zwischen dem FC Bayern und Dortmund scheint hinfällig. Anders als von vielen Experten prognostiziert, kann nur Leverkusen mit dem Triple-Sieger aus München halbwegs mithalten. Das wertete Völler als riesigen Imagegewinn für die seit Jahren chronisch unterschätzten Leverkusener: „Wir sind nicht umsonst so weit oben in der Tabelle und haben so viele Punkte.“
Wieder einmal erwies sich Torschütze Son als BVB-Schreck. Schon in der vergangenen Saison hatte er im Trikot des Hamburger SV in zwei Spielen viermal gegen den Revierclub getroffen. Die Erklärung für seine Treffsicherheit gegen Dortmund klang plausibel: „Ich hatte noch ein gutes Gefühl aus dem letzten Jahr.“ Lächelnd fügte der Südkoreaner an: „Außerdem spiele ich gern vor vielen Zuschauern.“
Das Erfolgserlebnis in Dortmund macht Mut für das wichtige Champions-League-Spiel am Dienstag bei Real Sociedad. Ein Sieg in Spanien soll den Achtelfinal-Einzug sichern. Doch selbst in diesem Fall ist Schützenhilfe von Manchester United in der Partie gegen Schachtjor Donezk nötig. „Wir müssen den Schwung aus dem heutigen Spiel mitnehmen“, forderte Völler.
Selbst eine rhetorische Spitze von Jürgen Klopp konnte seine gute Laune nicht trüben. Den Hinweis des Dortmunder Fußball-Lehrers, dass der Sechs-Punkte-Rückstand auf die Leverkusener auch durch deren umstrittenen Sieg in Hoffenheim zustande gekommen sei, konterte der Bayer-Sportchef souverän: „Er hat auch mal das Recht, ein schlechter Verlierer zu sein.“ Wie Völler kommentierte Mittelfeldspieler Simon Rolfes den versteckten Hinweis von Klopp auf das Phantomtor von Stefan Kießling in Hoffenheim mit einem Lächeln: „Größe zeigt sich in der Niederlage.“