Bayern beschwingt zum Papst - Dutt weiter Bremer Chef
München (dpa) - Nach einem besseren Anschwitzen freuten sich die Bayern um den neuen Torjäger Philipp Lahm auf echte Gegner und eine Audienz beim Papst.
Auf Robin Dutt wartet dagegen ein Endspiel - auch wenn Werder Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin die Devise „Sieg oder flieg“ nicht bestätigen wollte. „Wir werden alle an Ergebnissen gemessen, das weiß auch Robin Dutt“, sagte Eichin im TV-Sender Sport1. Die Einschätzungen der Werder-Verantwortlichen fielen nach dem 0:6 (0:4) alarmierend aus: „Grottenschlecht“, „Katastrophe“, „keine bundesligataugliche Leistung“.
Dutt jedenfalls steht am Freitag im Heimspiel gegen den 1. FC Köln mächtig unter Druck. „Das kann man schon als Endspiel bezeichnen. Das hat aber nichts mit dem Trainer zu tun“, erklärte Eichin und betonte: „Der Trainer hatte nichts mit den Zweikämpfen zu tun. Bis auf das heutige Spiel hat unsere Mannschaft nicht wie ein Tabellenletzter gespielt. Diesmal haben wir gespielt wie ein Tabellenletzter und klarer Abstiegskandidat.“ Zur Krönung stellten die Bremer einen Negativrekord auf: Kein Torschuss in 90 Minuten.
Eine Job-Garantie für Dutt, die über das Köln-Spiel hinausgeht und auch für den Fall einer erneuten Niederlage gilt, wollte Eichin aber nicht abgeben. „Ich diskutiere nicht über die Trainer. Dutt ist nicht der Sündenbock unserer augenblicklichen Misere“, sagte der frühere Bundesliga-Profi. „Wir müssen aufpassen, dass die anderen Vereine nicht mit dem Schnellboot am Tanker Werder vorbeirauschen.“
Ein packender Nord-Süd-Klassiker wie einst ist das Duell des Rekordmeisters mit dem immer tiefer sinkenden SV Werder schon länger nicht mehr. Aber nach vielen schlechten Auftritten der Hanseaten gegen den Rekordmeister lieferten sie am Samstag den deprimierendsten. Denn es waren nicht einmal superstarke Bayern, die die Bremer vorführten, sondern diese selbst. „Ich könnte noch ein paar Minuten hier stehen und Fehler analysieren“, haderte Kapitän Clemens Fritz. Null Torschüsse, null Ecken, dafür zahllose Fehler.
Fin Bartels legte vor dem 0:1 durch Lahm (20. Minute) auf, eine Slapstick-Mauer, unter der Xabi Alonso (27.) den Ball durchschoss, verhalf zum nächsten Treffer. Werder machte es den Münchnern bei deren kräftesparendem Herbstspaziergang im Sonnenschein einfach. „Aber wenn man 6:0 gewinnt, dann zeigt das nicht, dass das ein Spiel im Schongang ist, sonst hätten wir nur 1:0 gewonnen oder 0:0 gespielt. Für sechs Tore muss man schon immer arbeiten“, bekundete Thomas Müller. Der Weltmeister leitete mit einem Foulelfmeter (43.) den weiteren Torreigen durch Mario Götze (45./86.) und noch mal Lahm (79.) ein.
Der Kapitän machte damit seinen ersten Doppelpack „seit der Jugend“ perfekt und scherzte sogar über den Kampf um die Torjägerkrone. „Ich bin nah dran, jetzt will ich das durchziehen den Rest der Saison“, erklärte der 30-Jährige nach seinen Bundesliga-Toren elf und zwölf mit einem schelmischen Grinsen. Pep Guardiola adelte seinen starken Kapitän als „einen der besten fünf Spieler in der langen Geschichte von Bayern München“.
Dass dann auch noch Kölns 2:1-Siegtreffer gegen den Erzrivalen Dortmund im Stadion lautstark bejubelt werden konnte, passte in einen perfekten Spieltag für die Münchner. „Natürlich haben wir schon einen großen Vorsprung auf Dortmund. Aber lass' uns auf uns selbst schauen und nicht immer auf die Tabelle“, empfahl Arjen Robben und richtete den Fokus gleich auf das wichtige Champions-League-Duell der Bayern (6 Punkte) am Dienstag beim AS Rom (4 Punkte). „Ich glaube, so ein Spiel ist genau das, was wir brauchen. Wir wollen Fortschritte machen.“ Garniert wird der Besuch in der Ewigen Stadt mit einer Privataudienz bei Papst Franziskus.
Das Auswärtsspiel in Rom wird eine Herausforderung, so etwas haben die Münchner in der Bundesliga derzeit nicht. Oder wird das Duell bei Verfolgerchen Borussia Mönchengladbach (4 Punkte Rückstand) am kommenden Sonntag ein solcher Prüfstein? „Wenn wir da gewinnen sollten, wäre das ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung. Wenn wir Federn lassen, dann wird es wieder eng“, erklärte Müller.
Das ist es für Bremen schon jetzt im Herbst. Als erstes Team seit der Datenerfassung in der Bundesliga blieb Werder in einem Spiel ohne Torschuss. „Wenn man ein paar Prozent nachlässt, wird man richtig abgewatscht“, konstatierte der machtlose Werder-Keeper Raphael Wolf. „Jetzt müssen wir uns auf Köln konzentrieren.“ Dutt selbst wiegelte ab: „Endspiele gibt es am 30., 32. Spieltag. Wir werden auch dieses Mal die Saison wieder drehen.“