Vidal nicht zu Chelsea Bayern-Coach Heynckes wehrt Vergleiche mit 2013 ab
Doha (dpa) - Jupp Heynckes redete über eine halbe Stunde - und fast jede Aussage über seine Mannschaft beinhaltete ein großes Lob. Schon vor dem abschließenden Testspiel am Samstagabend (Ortszeit) gegen den katarischen Fußball-Erstligisten Al-Ahli SC verteilte der Trainer in Doha ausschließlich Bestnoten an die Profis des FC Bayern.
Leistung, Engagement und Disziplin im kurzen Trainingslager in Katar stimmen den 72-Jährigen trotz kleinerer Probleme bei Topspielern wie Robert Lewandowski, Mats Hummels und Joshua Kimmich „optimistisch“ für das nach eigener Aussage unverändert letzte Halbjahr auf der Münchner Trainerbank. „Wir haben hier überragende Bedingungen vorgefunden. Es macht großen Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten“, resümierte Heynckes am Tag vor der Rückreise nach Deutschland.
Den zwangsläufigen Vergleich mit 2013, als Heynckes das Bayern-Team ebenfalls in Katar bestens auf die mit dem Triple gekrönte Rückrunde vorbereitet hatte, wehrte er jedoch ab. „Für mich geht man da zu weit“, sagte Heynckes: „Im Winter 2013 haben wir auch die Bundesliga angeführt, aber da hat man noch nicht gewusst, welche Entwicklung die Mannschaft nimmt.“ Klar sei nur eines: „Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist überragend und der Teamgeist auch.“
Wohin es gehen soll, ist auch klar: Zu weiteren Titeln 2018. „Für mich wäre es schon ein großer Erfolg nach dem Start, den Bayern München in dieser Saison in der Bundesliga gehabt hatte, wenn wir deutscher Meister werden“, sagte Heynckes. In Europa legt er die Messlatte unterhalb des Endspiels an: „Erfolgreich ist für mich in der Champions League schon, wenn man das Halbfinale erreicht.“
Heynckes sieht in der Königsklasse „richtige Topteams, die vielleicht eher Favorit sind als der FC Bayern“. Ihm gefällt, dass seine Spieler diese realistische Sichtweise mit ihm teilen. „Dass wir ein Top-top-Favorit in der Champions League sind, dafür fehlt noch was“, sagte etwa Weltmeister Jérôme Boateng in dem Wintercamp.
Die Fitness von Topspielern werde neben Losglück entscheidend sein, glaubt Heynckes. Torjäger Lewandowski (Patellasehne) und Verteidiger Hummels (Adduktoren) konnten in Doha keinmal mit dem Team trainieren, auch Joshua Kimmich verpasste erkrankt mehrere Einheiten. Alle drei sollen in München wieder ins Teamtraining einsteigen, aber für den Rückrundenstart in Leverkusen am Freitag wird es sehr eng.
Angetan zeigte sich Heynckes von Winterzugang Sandro Wagner. Der Nationalstürmer habe sich „sehr gut integriert“ und im Training „positiv gezeigt“. Auch die Routiniers Arjen Robben und Franck Ribéry präsentierten sich extrem engagiert und leistungsstark. „Sie haben Großartiges über viele Jahre beim FC Bayern geleistet. Ich bin felsenfest überzeugt, dass sie noch eine gute Rückrunde spielen werden“, äußerte Heynckes über die Flügelspieler, deren Verträge am Saisonende auslaufen. „Was dann geschieht, das liegt nicht in meinen Händen. Das ist in der Entscheidungsgewalt des Clubs.“
Denn von seiner Aussage, nur bis zum Sommer noch einmal als Trainer beim FC Bayern einzuspringen, rückt der 72-Jährige nicht ab. „Ich habe dazu schon alles gesagt und möchte mich nicht weiter äußern“, sagte Heynckes zu einer möglichen Verlängerung. Den Endspurt geht er kraftvoll und mit größtem Ehrgeiz an, wie in den Tagen von Doha zu spüren war. „Träumen“ von allen Titeln aber, sagte der Triple-Coach von 2013 am Samstag, „das dürfen unsere Fans“.
Den angeblich vom FC Chelsea umworbenen Arturo Vidal wird der Club keinesfalls in der Winterpause nach England ziehen lassen. Der 30 Jahre alte Chilene werde auch in der Rückrunde weiter für den deutschen Rekordmeister auflaufen, sagte Heynckes. „Es wird im Januar überhaupt kein Spieler abgegeben“, sagte Heynckes sogar.