Bayern-Stars: Peps „Lust auf England“ haut keinen um
Doha (dpa) - Pep Guardiola geht, na und? Die Profis des FC Bayern gehen unaufgeregt und professionell mit der Tatsache um, dass ihr Trainer sie im Sommer verlassen wird.
„Er hat Lust auf England - und dann ist das so“, sagte Weltmeister Jérôme Boateng auf dem Weg ins schon traditionelle Wintertrainingslager in Katar zum Entschluss des spanischen Fußball-Wanderarbeiters, das Projekt in München nach drei Jahren zu beenden. Guardiola sucht „eine neue Herausforderung“. Diese sieht er in der Premier League. „Ich kann ihn verstehen. Jeder hat seinen eigenen Werdegang, seine eigenen Ziele“, meinte Boateng.
Überrascht oder emotional berührt hat Guardiolas „Nein“ zu einer Verlängerung seines Dreijahresvertrages die Münchner Stars nicht. „Seine Gedanken kannte ich schon länger. Ich kannte seine Gründe“, verriet Kapitän Philipp Lahm, bevor er am Mittwochmorgen in den Charterflieger nach Doha stieg. „Ich finde, man hat hier alles beim FC Bayern“, meinte der Ur-Münchner: „Aber man muss es akzeptieren und respektieren, wenn Spieler oder Trainer ins Ausland gehen.“
Der weltweit begehrte Guardiola befindet sich als Trainer in der einzigartigen Luxussituation, sich den Ort und die Dauer seines Wirkens frei auswählen zu können. Jetzt fühlt er sich reif für die Insel, Manchester City lockt als nächster attraktiver und lukrativer Stopp auf seiner Reise durch Europas große Fußball-Ligen. „Ich bin jung, 44 Jahre“, erläuterte der rastlose Katalane sein Handeln: „Drei Jahre in einem großen Verein sind genug.“ Next step, please!
Der entscheidende Schritt, der krönende Abschluss in München steht noch aus. Das Idealbild eines Abschiedes haben die Bayern-Profis 2013 mit Guardiolas Vorgänger Jupp Heynckes bewerkstelligt. „Jupp ist ein gutes Beispiel. Da wussten wir auch, dass er am Ende der Saison aufhört“, erinnerte Boateng. Er blickt der Abschiedstournee mit dem scheidenden Chef ohne Sorge um die Saisonziele entgegen. „Jeder sollte so professionell sein wie in der Saison (mit Heynckes). Wir versuchen, alle Titel zu holen. Einfach wird es nicht, aber es wird keiner nachlassen oder gegen den Trainer spielen“, sagte Boateng.
Eine zusätzliche Motivation ergebe sich für die Mannschaft nicht, bemerkte Lahm: „Wir wollen immer den maximalen Erfolg!“ So emotional wie mit dem väterlichen Heynckes (70), den das Team nach jedem der drei Titelgewinne in Bundesliga, Pokal und Champions League bei den rauschenden Siegesfeiern mit „Jupp-Jupp-Jupp“-Rufen hochleben ließ, kann man sich den Abschied vom unnahbaren Pep kaum vorstellen.
Ein großes Finale wünscht sich aber auch Guardiola. „Wir werden es noch mal probieren“, sagte er zu seinem dritten und letzten Anlauf mit dem FC Bayern auf den Champions-League-Titel. Die Grundlagen dafür will er einmal mehr in Katar legen. Guardiola, der letztmals die Vorzüge einer deutschen Winterpause nutzen kann, hofft auf „eine großartige Vorbereitung“ in der Aspire Academy am Persischen Golf. „In den letzten Jahren waren dort Top-Bedingungen“, sagte Boateng zum politisch umstrittenen Camp im Gastgeberland der WM 2022.
Guardiola ist dabei nur ein Puzzlestück im Gesamtgefüge, wenn auch ein sehr wichtiges. „Wir wollen Erfolg. Daran gilt es zu arbeiten. Das hängt nicht vom Trainer ab“, sagte Nationalspieler Holger Badstuber. Form und Fitness der Spieler werden entscheidend sein, wenn es im Frühjahr in die ganz großen Spiele geht. 24 Profis und fünf Talente sind bis zur Rückkehr am kommenden Dienstag in Doha dabei. Auch die verletzten Franck Ribéry und Medhi Benatia sowie Mario Götze und David Alaba (beide Aufbauprogramm) flogen mit.
Für drei chancenlose Akteure neigt sich die Bayern-Zeit dagegen dem Ende zu. Abwehrspieler Jan Kirchhoff (25) befindet sich auf dem Sprung zum AFC Sunderland. Für Offensivtalent Sinan Kurt (19) liegt die Zukunft bei Hertha BSC. Mittelfeldspieler Gianluca Gaudino (19) steht vor einer Ausleihe an den Schweizer Erstligisten FC St. Gallen.