Bayern will 1:1 in Nürnberg schnell vergessen
Nürnberg (dpa) - Schon rund eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff rollte der Bayern-Bus wieder vom Stadionparkplatz und machte sich im Eiltempo auf in Richtung Heimat.
Schleunigst wollten die Münchner Fußballkünstler ihre gar nicht so kunstvolle Vorstellung beim 1:1 (1:0) in Nürnberg aus dem Kurzzeitgedächtnis verbannen - unmittelbar vor dem Champions-League-Gruppenspiel in Valencia, dem vorentscheidender Charakter beigemessen wird.
Trotz des Bundesliga-Ausrutschers fand keiner der FCB-Bosse wirklich tadelnde Worte fürs Team, selbst der Trainer ließ Milde walten. „Das ist kein Beinbruch. Man kann einfach nicht alle Spiele gewinnen“, resümierte Jupp Heynckes gelassen. Angefressen war auch deshalb kaum einer, weil die Tabellenführung trotz des zweiten Punktverlustes im zwölften Saisonspiel sogar nach ausgebaut werden konnte. Durch die Niederlage ihres ärgsten Verfolgers Schalke 04 vergrößerten die Münchner den Vorsprung von sieben auf acht Punkte.
Dabei hatten die Bayern am Samstag eine ihrer schwächsten Leistungen in dieser Spielzeit abgeliefert, wenn nicht sogar die schlechteste - was Heynckes wenig aufregte. Vielleicht auch deshalb, weil der Trainer-Routinier dem 185. fränkisch-bayerischen Derby mitten in all den englischen Wochen nicht so viel Bedeutung zumaß wie es die „Cluberer“ taten. Die angeschlagenen Franck Ribéry und Luiz Gustavo durften sich wie Rekonvaleszent Mario Gomez in aller Ruhe zu Hause schonen, selbst Kapitän Philipp Lahm kam nur auf eine halbe Stunde Spielzeit. Dafür rotierte Heynckes eine ganze Reihe von Stamm-Reservisten ins Team, die im Kollektiv enttäuschten.
„Wir hatten sehr viele Spiele in den letzten Wochen und Monaten. Man denkt als Trainer natürlich darüber nach, wer wann und wie viel spielt - vor allem auch im Hinblick auf die nächsten Spiele“, bemerkte Torwart Manuel Neuer, der ungewollt in den Mittelpunkt geriet. Nach 496 gegentorlosen Saisonminuten auf fremden Plätzen kassierte er seinen ersten Auswärtsgegentreffer - einen etwas skurrilen, weshalb sich Neuer hinterher erklären musste.
Beim Distanzschuss von Markus Feulner (46. Spielminute) hatte Neuer beste Sicht, bekam die linke Pranke aber zu spät herunter. Ein haltbarer Ball, meinten zahlreiche Experten. Neuer versuchte sich in Selbstverteidigung. „Es war ein sehr schwieriger Ball für mich, weil er rechts an Dante vorbei geht und eine komische Flugkurve bekommt“, sagte er. Thomas Müller sprach von einem „ein bissl' selbst eingeschenkten“ Tor, Heynckes meinte im ZDF trocken: „Wenn Manuel Neuer einen Gegentreffer kriegt, ist der immer unhaltbar.“
Neuers Fehlgriff war aber nur eine von vielen Kleinigkeiten, die beim FC Bayern schief liefen. Spielerisch boten die Gäste bis auf ganz wenige Kabinettstückchen schlichtweg zu wenig und kamen selbst nach der Gelb-Roten Karte gegen Nürnbergs Timo Gebhart (76.) in Überzahl zu keinen zwingenden Chancen mehr. „Wir wollten schon, aber haben es dann nicht hinbekommen“, bemerkte Toni Kroos, der die Führung von Mario Mandzukic (3.) vorbereitet hatte. Egal. „Wir werden drüber hinwegkommen“, flachste er.
Der einzige Münchner mit wahrlich mieser Laune war Bastian Schweinsteiger. Harsch mokierte sich der Mittelfeldlenker über die aggressive Nürnberger Spielweise. „Sie haben versucht, den Schiri immer zu beeinflussen, sie haben viel provoziert“, meckerte er, „was da für Fouls passiert sind, da geht es nur gegen die Gesundheit.“ FCN-Manager Martin Bader gab keck Kontra: „Das größte Lob ist, dass sich der FC Bayern über unsere Spielweise ärgert.“