BDFL: Trainer sind keine „Wunderheiler“
Frankfurt/Main (dpa) - Nach der Entlassung von Hoffenheim-Coach Marco Kurz nach nur 15 Wochen hat der Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) für mehr Geduld mit Bundesliga-Trainern plädiert.
„In so kurzer Zeit hatte er einfach keine Chance, qualifizierte Arbeit abzuliefern“, sagte Verbands-Präsident Lutz Hangartner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. „Eine Philosophie aufzubauen und ein Team zu formen braucht Zeit“, betonte Hangartner.
Die Kraichgauer hatten neben Kurz auch Manager Andreas Müller gefeuert. Nachfolger des geschassten Kurz ist Markus Gisdol, der nun nach Markus Babbel, Frank Kramer und seinem direkten Vorgänger bereits als vierter Verantwortlicher in dieser Saison auf der 1899-Trainerbank Platz nimmt. „Für dieses hire-and-fire-Prinzip der Vereine haben wir kein Verständnis“, sagte Hangartner. „Ein Trainer ist kein Wunderheiler.“
Wenn man den Coach aufgrund des Drucks von außen feuere, sei das meist kontraproduktiv. „In etwa 80 Prozent der Fälle in der Vergangenheit hat die Entlassung des Trainers keine positiven Auswirkungen gehabt“, erklärte der BDFL-Präsident, der früher den SC Freiburg in der 2. Liga trainierte. „Wenn man von der Arbeit überzeugt ist, sollte man zu dem Trainer halten, auch wenn sich der sportliche Erfolg nicht sofort einstellt.“
Hangartner betonte, die Vereine müssten bereits vor der Verpflichtung eines Neuen auf der Bank besser prüfen, ob dieser zu Mannschaft und Verein passt. So könne viel Ärger und Misserfolg von vornherein verhindert werden.
Abschreckende Wirkung auf Trainer habe eine so frühe Entlassung wie im Fall Hoffenheim aber nicht, sagte Hangartner. „Man weiß in der Regel worauf man sich einlässt, wenn man Bundesligatrainer wird.“ Gerade alte Hasen wie Armin Veh seien mit dieser Situation in der Bundesliga vertraut. „Aber für Trainer-Neulinge kann es nach einem so frühen Scheitern schwer sein, überhaupt Fuß im Profi-Geschäft zu fassen.“