Begehrte BVB-Stars - Watzke: „Keiner wird gehen“
Dortmund (dpa) - Borussia Dortmund will trotz des Höhenflugs an seiner zurückhaltenden Geschäftspolitik festhalten. „Ich sehe nicht den Automatismus, dass wir irgendwann mal wieder ein Budget von 45 oder 50 Millionen Euro auf die Beine stellen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der dpa.
Selbst etwaige Mehreinnahmen aus der Champions League, auf die der noch vor fünf Jahren von Insolvenz bedrohte Club angesichts des großen Vorsprungs in der Tabelle hoffen darf, könnten nicht zur Verpflichtung teurer Stars verleiten: „Wir werden keinen Philosophiewechsel vornehmen“, sagte Watzke weiter.
Watzke ist zuversichtlich, den zuletzt hochgelobten Kader mit einem vergleichsweise bescheidenen Etat von derzeit 34 Millionen Euro zusammenhalten zu können. Auch für den Fall lukrativer Angebote von internationalen Topclubs für Jungstars wie Nuri Sahin, Neven Subotic oder Mats Hummels, mit dem sich der immerhin mit rund 56 Millionen Euro verschuldete Revierclub sanieren könnte, will der Geschäftsführer des Herbstmeisters standhaft bleiben: „Es gibt keine Schmerzgrenze, wir verkaufen nicht. Wir haben noch nicht die kommode Situation, groß Geld ausgeben zu können. Aber wir müssen niemanden verkaufen.“
Dem Werben vieler Vereine sieht Watzke gelassen entgegen. „Natürlich kommen jetzt die großen Angebote. Wir sind ja nicht blauäugig.“ Gleichwohl geht er davon aus, dass alle Leistungsträger dem BVB die Treue halten. „Es wird keiner gehen - Stand heute. Bei keinem deutschen Verein ist derzeit die Perspektive für einen 21-Jährigen besser. Das sehen unsere Spieler übrigens genauso.“ Das sei ein Grund dafür gewesen, warum die beiden Nationalspieler Kevin Großkreutz und Mario Götze unlängst ihre Verträge verlängert hätten.
Trotz des bisher optimalen Saisonverlaufs in der Bundesliga glaubt Watzke an eine Weiterentwicklung des Teams von Trainer Jürgen Klopp. „Diese Mannschaft ist nicht mal ansatzweise am Optimum. Bei einer Altersstruktur von 22 Jahren kann sie das auch gar nicht sein.“ Nicht zuletzt deshalb hält er sie - bei aller Unerfahrenheit - für stark genug, mögliche internationale Aufgaben zu bewältigen. „Mir konnte noch nie jemand schlüssig erklären, warum eine Mannschaft, die sich für die Champions League qualifiziert hat, nicht auch die Qualität haben soll, dort zu kicken.“
Ein Zukauf arrivierter Stars habe sich zuletzt oftmals als kontraproduktiv erwiesen: „Die vielen Clubs, die teure Transfers getätigt haben, sind mit ihrem Geld nicht so richtig glücklich geworden“, sagte der BVB-Chef.
Die Geldpolitik und Großmannssucht seiner Vorgänger Gerd Niebaum und Michael Meier haben Watzke gelehrt, nur überschaubare Risiken einzugehen. „2005 bis Mitte 2006 habe ich alle zwei Wochen geglaubt, wir schaffen es nicht. Da hatten wir alles Glück der Welt. Wäre die Wirtschaftskrise 2006 statt 2008 gekommen, hätten wir abschließen können“, bekannte der Geschäftsführer.