Beiersdorfer stellt sich vor HSV-Trainer Zinnbauer
Hamburg (dpa) - Als die HSV-Profis am Tag nach dem bitteren 1:2 gegen Eintracht Frankfurt beim Auslaufen Frustbewältigung betrieben, stellte sich Dietmar Beiersdorfer demonstrativ vor Coach Josef Zinnbauer.
„Joe macht einen tollen Job. Er hat Leben in das Team gebracht“, lobte der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV auf Nachfrage den Slomka-Nachfolger. Trotz des letzten Tabellenplatzes will der Clubchef eine neue Trainer-Debatte gar nicht erst aufkommen lassen. „Der Trainer ist mit Leidenschaft dabei. Jetzt müssen nur noch die Erfolgserlebnisse her.“
Dabei ist der HSV auch nach dem sechsten Spieltag sieglos und am Tabellenende. An seinem 127. Geburtstag wahrlich kein Grund zum Feiern. Im Gegenteil: Wie in der vergangenen Horror-Saison steckt man wieder mitten im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Zinnbauer hat den Profis zwar Kampfgeist und Willen eingeimpft, bei einem Punkt aus drei Spielen unter der Regie des Trainer-Aufsteigers ist der erhoffte Umschwung aber noch ausgeblieben. „Wir haben keine bessere Situation als vor zwei Wochen“, räumte Zinnbauer zerknirscht ein. Er setzt aber auf den Faktor Zeit: „Wir haben eine Mannschaft, die laufen kann und will. Wenn sie so weitermacht, werden wir bald belohnt.“
Zwar gelang gegen die Eintracht durch Nicolai Müller das langersehnte erste Saisontor, doch der peinliche Eintrag in die Fußball-Annalen blieb dem HSV nicht erspart: Mit 507 torlosen Minuten überboten die Norddeutschen den Uralt-Negativrekord des VfL Bochum aus der Saison 1979/80. Mehr noch: Da der erst vier Minuten zuvor eingewechselte Lucas Piazon in der 90. Minute mit einem sehenswerten Freistoß zum unverdienten Sieg für die Hessen traf, stand der HSV wieder mit leeren Händen da - und krebst mit nur zwei Punkten auf Tabellenplatz 18 herum.
Gegen die Eintracht brachte sich Zinnbauers Team auch selbst um den verdienten Lohn. Vor dem 0:1 patzte Neuzugang Cléber, der im eigenen Strafraum anfängerhaft über den Ball schlug - Haris Seferovic (44.) brauchte nur noch einzuschieben. Zinnbauers vermeintlicher Schachzug, den kopfballstarken Brasilianer statt Dennis Diekmeier aufzubieten, ging nach hinten los. „Es ist nun schwierig zu behaupten, dass der Plan aufgegangen sei“, gab Zinnbauer zu.
Dass mit der zweiten nennenswerten Gäste-Torchance Piazon dem HSV mit seinem Flatter-Freistoß aus 30 Metern auch noch den einen Zähler raubte, kommentierte Zinnbauer in bester Jürgen-Wegmann-Manier: „Wenn du das Glück nicht hast, dann kommt auch noch das Pech hinzu.“
Nach dem saisonübergreifend elften sieglosen Bundesliga-Spiel ist die Frage, wie lange Beiersdorfer seinem „Trainer bis auf Weiteres“ Zeit gibt. Oliver Kreuzer rät seinem Ex-Club, der derzeit den 17. Trainer seit 2003 beschäftigt, unbedingt an dem 44-Jährigen festzuhalten. „Es wäre fatal, wenn man ihn nach drei Spielen infrage stellt. Von der Leistung her waren diese drei Spiele in Ordnung. Sie müssen Ruhe bewahren. Irgendwann kommen die Siege“, sagte der im Sommer als Sportdirektor freigestellte Kreuzer bei „Sky90“.
Am Mittwoch tritt Kreuzers Nachfolger Peter Knäbel seinen Dienst beim HSV an. Mit dem vom Schweizer Fußball-Verband geholten Ex-Profi ist der Umbau in der HSV-Führung abgeschlossen. Der Umbruch im neuen HSV-Team, das durch Investitionen in Höhe von 26 Millionen Euro verstärkt wurde, braucht dagegen noch Zeit. Knäbel, am Sonntag Tribünen-Gast, erklärte, er wisse, „wie groß in Hamburg die Sehnsucht nach sportlichem Erfolg“ sei. Seit Sonntag wird er auch wissen, wie schwer es ist, den HSV in bessere Zeiten zu führen. Zumal das nächste Spiel bei Liga-Mitfavorit Borussia Dortmund ansteht.